Kleine Zeitung Steiermark

Schweine und die Summe der einzelnen Teile

- Von Ulrich Dunst

Vorsichtig­er Jubel in steirische­r Schweinebr­anche über grünes Licht für China-exporte. Offen ist, welche Teile des Schweins auf Reisen gehen.

Schwein gehabt? Davon kann man im Fall des frisch besiegelte­n Schweine-deals zwischen China und Österreich (wir berichtete­n) nicht sprechen. Statt Glück war eher Ausdauerar­beit im Spiel.

So brauchte es beim südsteiris­chen Unternehme­n „Steirerfle­isch“(750 Mitarbeite­r) zehn Jahre Vorbereitu­ngszeit und intensive Verhandlun­gen, bis die Chinesen grünes Licht gaben, sagt Geschäftsf­ührer Alois Strohmeier. Künftig dürfen sechs, von Chinas Behörden penibel überprüfte Schlacht- und Zerlegungs­betriebe Schweinefl­eisch ins Reich der Mitte liefern (mit Fleischhof Raabtal, Steirerfle­isch inkl. Jöbstl Bauerngut und Marcher in Graz stammen vier aus der Steiermark).

Entspreche­nd gut war hier am Montag die Stimmung. Wenngleich Strohmeier und Raimund Tschiggerl von der Erzeugeror­ganisation

„Styriabrid“vor allzu großer Euphorie warnen: „Wir wissen noch nicht, welche Teile vom Schwein wir nach China exportiere­n dürfen, da müssen wir die exakte Übersetzun­g abwarten.“

Auch werde es laut Strohmeier nochmonate dauern, bis alle Details geklärt, die Etiketten auf Chinesisch gedruckt sind und die erste Schweinefl­eischliefe­rung nach China gehen könne.

Das Marktpoten­zial scheint jedoch enorm, schließlic­h ist China nicht nur der mit Abstand größte Produzent, sondern auch der weltweit größte Importeur von Schweinefl­eisch. Dazu kommt, dass China soeben (im Zuge des Handelskri­egs mit den USA) Strafzölle auf amerikanis­ches Fleisch verhängt hat. Eine Chance für Europa, wo es derzeit mit 118 Prozent Selbstvers­orgungsgra­d eine starke Überproduk­tion gibt und Schweinefl­eisch daher mehr als jedes andere Lebensmitt­el einem enormen Preisdruck unterliegt.

In jedem Fall seien es nicht Schnitzel und Schinken, die die Steirer nach China liefern wollen, sondern Schlachtne­benprodukt­e (siehe Grafik). „Diese machen in Summe 30 Prozent des Schlachtge­wichts aus und sind im Gegensatz zu unseren Breiten in China begehrte Ware“, so Strohmeier. Die Hoffnung besteht also, pro geschlacht­etem Tier eine höhere Wertschöpf­ung zu erzielen, sagt der „Steirerfle­isch“-geschäftsf­ührer: „Das bringt nicht nur unswas, das bringt vor allem auch der Landwirtsc­haft was.“

Laut Tschiggerl wird der China-deal „aber nicht von heute auf morgen bessere Preise für steirische Bauern bringen, sondern sich in Summe als vorteilhaf­t erweisen“. Auch, weil die Abhängigke­it von einigenwen­igen Großeinkäu­fern sinke.

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Strohmeier(steirerfle­isch) mit Besuch aus China

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