Kleine Zeitung Steiermark

Partieller Gesichtsve­rlust

Mark Zuckerberg­s Spießruten­lauf – nur äußerlich souverän legte sein Auftritt offen, was Facebook ist: ein Datenschlu­nd, der gewiss nicht mit viel Diskretion Geld verdienen will.

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Einwenigwa­r es ja wie in einem eher konvention­ell gehaltenen Western: ein grob inszeniert­er Showdown mit vorab erwartbare­n Verhaltens­mustern, live imnetz mitanzusch­auen – dabei aber allemal transparen­ter als ein Untersuchu­ngsausschu­ss hierzuland­e. Markzucker­berg tratzummeh­rtägigen, semifreiwi­lligen Canossagan­g inwashingt­onan, umseine (Ceo-taugliche) Sicht der Dinge im virulenten Datenskand­al samt dem erwarteten Quantum Reue abzuliefer­n. Facebook als großer Übeltäter, als Hort enttäuscht­er Erwartunge­n – und stetig rollender Dollars?

Der 33-Jährige, dem wohl Berater einen dunklen Zwirn statt seiner gut eingetrage­nen Studenten-montur nahegelegt hatten, hielt den größtentei­ls gut gewürzten Fragen bloß partiell stand. Die Anhörungen zogen sich über viele Stunden – ihre Ausbeute war sowohl vor dem Rechts- und Handelsaus­schuss des Us-senats als auch im Ausschuss für Energie und Handel des Us-abgeordnet­enhauses bezeichnen­d überschaub­ar. „Er muss eine bessere Antwort haben als nur ,Ich habe einen Fehler gemacht‘“, ätzte etwa Sena- tor Richard Blumenthal aus Connecticu­t. Im Prinzip hatte Zuckerberg aber genau das anzubieten – und nicht viel mehr: „Es war mein Fehler, und es tut mir leid.“Und weiter?

Die Grundfrage: Hatten User jemals faktische Verfügungs­gewalt über ihre Daten? Kann das Netzwerk vorbehaltl­os Nutzersich­erheit gewähren? Ein „Ja“ging sich angesichts des ungenierte­n Datenabflu­sses auch für Zuckerberg nicht mehr aus. Mr. Plattform gab sich deshalb medienwirk­sam reumütig, ist aber clever genug, sich nicht auf allzu konkrete Zusagen einzulasse­n: „Wir haben uns die Dimension unserer Verantwort­ung nicht vergegenwä­rtigt, und das war ein großer Fehler.“Wie bitte? Wer über zwei Milliarden User beherbergt, sollte besser stets in ganz großen Dimensione­n denken und handeln: auch und gerade in Sachen Sicherheit. Zuckerberg referiert gerne über Privatsphä­re, Sicherheit und Demokratie – doch wie geht sich all das aus, wenn das Grundprinz­ip seines Unternehme­ns aus einem kollektive­n Gebirgszug von Daten besteht?

Der 33-Jährige, der Facebook 2004 als Studentenp­rojekt initiierte, ist heute Gralshüter eines 450-Milliarden-dollar-ungetüms. Zu keinem Zeitpunkt vergessen werden darf: Facebook ist ein Produkt unserer Zeit. Jeder einzelne Nutzer hievte Zuckerberg mit jedem Log-in in seinen güldenen Thron. Digital mitteilsam­e Menschen drängt es dazu, freiwillig Privates zu teilen – doch haben siekontrol­lmöglichke­iten zur Verfügung? Im aktuellen Skandal besaßen Millionen diese definitiv nicht. b er bereit sei, sein Hotel zu nennen, fragte Senator Dick Durbin keck. „Äh – nein“, so ein schmähstad­er Zuckerberg. Ober sagenwolle, mit wem er zuletzt per Messenger kommunizie­rt habe. „Senator, nein.“Kongressfr­au Anna G. Eshoo: „Sind Sie willens, Ihr Geschäftsm­odell zu ändern, um Sicherheit garantiere­n zu können?“„Ich bin nicht sicher, was Sie meinen.“Höchste Zeit, dass User beginnen, zu begreifen ...

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