Einfach die Klappe halten
Echo-verleihung und Doku über Antisemitismus im Deutschrap
in den letzten Jahren gedacht hat: Puh, EchoVerleihung, irgendwie langweilig, darf heute Abend (VOX, 20.15 Uhr) deutlich mehr Spannung erwarten. Das liegt an zweiherren, die sich unverdienterweise als Hauptdarsteller fühlen dürfen: die beiden Rapper Kollegah und Farid Bang. Deren Album „Jung brutal gutaussehend 3“ist als Album des Jahres nominiert. Dasliegtan den Verkaufszahlen, denn in Deutschland wurde das Album über 200.000 Mal verkauft. Dass sich der EchoEthikrat (passenderweise gegründetnachderdebatteum die rechtsnationale Band Frei.wild) damit befasst, liegt an der Textzeile: „Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen“.
Ethikrat sieht darin einen „Grenzfall“. Die Nominierungbleibt, derauftritt auch. Unklar ist: Ist es Provokation im Sinne der Kunst oder doch auch ein bisschen plumpe Klientelpolitik? Sicher ist: Rap ist kein Nischenprodukt, das sich ignorieren lässt, sondern ein Indikator für gesellschaftliche Entwicklungen. Man schaut also besser hin. Ambesten in die Tv-thek des WDR: Die Doku „Die dunkle Seite des deutschen Rap“beschäftigt sichmitdemantisemitismus in der Szene. Zumindest eines hat man dort nicht gelernt: Manchmal ist es besser, die Klappe zu halten, als das Maul aufzureißen.