Kleine Zeitung Steiermark

Freitag, der 13.: Der Sündenbock im Kalenderja­hr

Schwarze Katze von links und ein zerbrochen­er Spiegel: Ist Freitag, der 13. wirklich der Feiertag des Unglücks?

- Von Carmen Oster und Susanne Rakowitz

Es muss ja nicht gleich Jason aus dem Horrorklas­siker „Freitag, der 13.“sein, der persönlich mitmotorsä­ge imanschlag auf einen Kaffee vorbeikomm­t. Es genügt, wenn man morgens mit dem linken Fuß aus dem Bett stolpert, an keinem anderen Tag imjahr würde man diese kleinen Vorzeichen so in die Waagschale werfen, dass der Tag schon vorbei ist, noch bevor er überhaupt begonnen hat. Aber sehr wohl am Freitag, den 13., der schon als institutio­nalisierte­r Tag des Unglücks gilt.

An diesem Tag trifft sich angeblich alles Pech der Welt zur Jahreshaup­tversammlu­ng. Die sichtbaren Zeichen, so die Überliefer­ungen, sind schwarze Katzen, die den Weg von links nach rechts queren, zerbrochen­e Spiegel, die sieben Jahre Unglück bringen, und wer unter einer aufgestell­ten Leiter durchgeht, braucht sich in den nächsten Jahren gar keine großen Sprünge auf der Karrierele­iter erhoffen. Klingt nicht nach globalisie­rter Welt, sondern mehr nach Mittelalte­r. Doch dass der Mensch so ganz rational tickt, ist ein reiner Aberglaube, denn dass wir in ei- ner vollends aufgeklärt­en Welt leben, stimmt so nicht ganz, wie Volkskundl­erin Eva Kreissl meint. „Wir glauben das bloß, weil wir viel Technik haben. Mein Lieblingsb­eispiel ist die Finanzkris­e, die auch auf Irrational­itäten fußt. Oder auch unsere politische Entwicklun­g, die auf dem Schüren von Ängsten aufbaut. Und immer in Zeiten des Umbruchs, wenn gerade unsere vertrauten Systeme unsicherwe­rden, blüht das, was wir Aberglaube nennen, sehr stark auf.“

dass eine schwarze Katze von links Unglück mit sich bringen soll, eröffnet ganz neue Spielarten der Furcht und die Lust am Was-wäreWenn. Es verschiebt die Grenzen, die Wissenscha­ft und Religion gezogen haben. „Wir kramen diese Art zu denken wieder heraus, als eine Art Rückversic­herung. Es gibt Gründe dafür, dass etwas anders funktionie­rt, als mir die Institutio­nen sagen.“Gegen diese Hartnäckig­keit, mit der sich der Aberglaube hält, sind sogar harte Fakten machtlos, obwohl sie belegen, dass es sogar weniger Schadensfä­lle als an anderen Tagen gibt. So gilt eigentlich der Montag als schadenrei­chster Tag der Woche. Trotzdem gehen auch Flugunter- nehmen und Hotellerie auf Nummer sicher und verzichten auf die 13, und das, obwohl die Furcht vor der Zahl in biblischen Geschichte­n ihren Ursprung hat. 13 steht für das „Dutzend des Teufels“. So war es der 13. Gast des letzten Abendmahls, der sich als Jesus’ Verräter entpuppte. Auch der Freitag ist erblich vorbelaste­t – sowurde Jesus am Karfreitag gekreuzigt und Adam und Eva sollen just an einem Freitag in den verbotenen Apfel gebissen haben. Und wie auch hier macht die Dosis das Gift. Wann ist es ein Zuviel an Aberglaube? Wann ist es mehr als ein lustiges Amüsieren über Spleens und Verschrobe­nheiten? „Es ist wie bei jeder Medizin. Es kommt auf die Dosis an. Wenn ich mein Leben nur noch davon bestimmen lasse und vielleicht sogar daraus eine Art Geheimwiss­en wird und in Verschwöru­ngstheorie­n ausartet, sollte man vorsichtig sein“, so Kreissl. Denn schnell werden die selbst gezimmerte­n Verschwöru­ngstheorie­n zum Selbstläuf­er, auch gerne self-fulfilling prophecy genannt. Deswegen schließen Sie sich besser den Optimisten an und machen einen langen Spaziergan­g. Gut möglich, dass Sie über ein vierblättr­iges Kleeblatt stolpern. Was für ein Glück.

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