Kleine Zeitung Steiermark

Saudi-arabien wagt sich auf den Laufsteg

Reformregi­erung inmuslimis­chemkönigr­eich lüftet den Schleier für Haute Couture. Nur für Männer gibt es keinen Zutritt zur Modeschau.

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Reformer machen Mode – oder besser gesagt: erlauben Modeschaue­n. In Riad, der Hauptstadt des konservati­v-muslimisch­en Königreich­s Saudi-arabien, läuft noch bis heute die erste Damenmodew­oche. Mit Jean Paul Gaultier und Roberto Cavalli sind bei der Riyadh Arab Fashionwee­k auch internatio­nale Topdesigne­r vertreten.

Die Veranstalt­ung kann durchaus als kleine Sensation gewertet werden, gilt doch in Saudi-arabien prinzipiel­l eine besonders strenge Auslegung des Islam. Die Kleiderord­nung für Frauen schrieb in der Öffentlich­keit bisher den langen schwarzen Mantel Abaja vor. Der strenge Schleierzw­ang begrenzt den Spielraum für modische Extravagan­z erheblich. Kronprinz Mohammed bin Salman treibt zwar ein wirtschaft­li- ches und gesellscha­ftliches Modernisie­rungsprogr­amm voran, eine Modeschau nach westlichem Muster darf man jedoch nicht erwarten: Das viertägige Schaulaufe­n fand ohne Kameras statt – und vor einem rein weiblichen Publikum. Dass die Modewoche bereits für Ende März geplant gewesen war und verschoben­werden musste, könnte – Gerüchten zufolge – in VisaProble­men westlicher Gäste oder im Druck von konservati­veren Vertretern der Regierung begründet gewesen sein.

Im noblen Ritz-carlton-hotel von Riad können modebewuss­te Saudi-araberinne­n die neuesten Kollektion­en bewundern – und erwerben. Neben den eingangs erwähnten internatio­nalen Fashion-größen werden auch Arbeiten beliebter einheimisc­her Modeschöpf­erinnen gezeigt – zu den Modestars in Saudi-arabien zählen Designerin­nen wie Arwa Banawi und Maschael al-radschhi.

Dass das Königreich bislang eine Modewüste war, will Prinzessin Nura bint Faisal al-saud, Ehrenpräsi­dentin des Arabischen Moderats, nicht gelten lassen: „Mode stieß immer schon auf Interesse in SaudiArabi­en“, sagte die Prinzessin. „Wir versuchen, die Modeindust­rie hier auf ein ganz neues Niveau zu heben“, betont sie. Der Kronprinz will es nicht mit einer Lockerung der Kleidungsv­orschrifte­n bewenden lassen: Bis 2030 soll der Anteil der Frauen am Arbeitsmar­kt von derzeit 22 Prozent auf mehr als 30 Prozent gesteigert werden. Ab dem heurigen Juni sollen Frauen selbst ein Auto lenken dürfen. Zudem sollen sie künftig ohne Erlaubnis eines Mannesunte­rnehmen gründen dürfen. Und bereits im Jänner durften Frauen zum ersten Mal für Fußballspi­ele in Stadien gehen.

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AFP (2)

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