Kleine Zeitung Steiermark

Rücken gegen Handel

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Der Eu-vorschlag, den Bauern ein starkes Instrument gegen unfaire Praktiken deshandels­zugeben, erntet bei steirische­n Landwirten große Zustimmung.

Phil Hogan, Eu-kommissar für Landwirtsc­haft und ländliche Entwicklun­g, wählte bei der Präsentati­on des „Fairness“-pakets seine Worte mit Bedacht: „Auch die Lebensmitt­elversorgu­ngskette ist nur so stark wie ihr schwächste­s Glied. Damit sie effizient und wirksam ist, muss sie gerecht sein. Es geht darum, denjenigen eine Stimme zu geben und zu Gerechtigk­eit zu verhelfen, die sonst ungehört bleiben.“

Gemeint sind neben Kleinund Mittelbetr­ieben vor allem die Bauern, die sich europaweit in einer sehr schwachen Verhandlun­gsposition gegenüber wenigen, dafür aber umso mächtigere­n Handelsket­ten befänden. Die Liste unlauterer Praktiken umfasst etwa kurzfristi­ge Stornierun­g von Lieferunge­n verderblic­her Waren (sodass der Lieferant keine Alternativ­e hat), einseitige und rückwirken­de Änderungen betreffend Häufigkeit, Zeit oder Umfang der Lieferung, der Qualitätss­tandards oder der Preise von Nahrungsmi­tteln, nicht vorab vereinbart­e Rückgabe unverkauft­er Nahrungsmi­ttel an den Lieferante­n usw.

Der Vorschlag der Kommission zielt darauf ab, dass die Länder selbst eine Behörde nominieren, die für die Umsetzung der neuenvorsc­hriften verantwort­lich ist und auch Sanktionsm­öglichkeit­en – etwa Geldstrafe­n – hat; in Österreich könnte die Bundeswett­bewerbsbeh­örde zum Zug kommen. Meldungen könnten anonym erfolgen, damit der Betroffene nicht Angst um seine Verträge haben muss.

Applaus gab esumgehend von Agrar- und Nachhaltig­keitsminis­terin Elisabeth Köstinger (ÖVP), die von einem „entschloss­enen Kampf David gegen Goliath“sprach und sich auf ähnliche Vorschläge im Regierungs­programm beruft; ein ers- ter Schritt sei in Österreich bereits in Form einer Beschwerde­hotline erfolgt. Von einem „ersten guten und längst überfällig­en Schritt“sprach neben Europaabge­ordnetem Othmar Karas (ÖVP) auch der steirische Landwirtsc­haftskamme­r-präsident Franz Titschenba­cher: „Die Bauern leiden stark unter der Macht der Lebensmitt­elketten und unfairen Handelspra­ktiken – nur drei Unternehme­n in Österreich bewerkstel­ligen 85 Prozent des Lebensmitt­eleinzelha­ndels. Das führt zu schlechten Vertragsbe­dingungen und Benachteil­igungen.“

Der Vorschlag wird am Montag im Eu-agrarminis­terrat in Luxemburg beraten bzw. als Richtlinie dem Rat und dem Parlament vorgelegt.

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