Willkommen im Graz des Siegfried Nagl
Bernd Hecke
alles geht Ihnen zu schnell? Siehattennoch gar keine Zeit, in Jubel auszubrechen? Also noch einmal in Superzeitlupe, was gerade so passiert ist: Noch fährt die Murgondel gar nicht, da bekommt Graz schon eine Liftgarage, die sich tief in den Boden bohrt, damit mehrautos in die Stadt kommen können. Graz freut sich auf Olympischewinterspiele samt Dorf in Reininghaus, das ja eigentlich idealer Stadtteil werden sollte. Es wird bald eine Gondel auf Stelzen durch die City fahren und im Keller eine U-bahn. Wemdas zu stressig ist, der kann per Seilbahn zum Thalersee entschweben.
Doch halt! Selbst in der Superzeitlupe passieren Fehler: Das alles ist nicht passiert. Es hat nur jemand angekündigt, den das Alltagsgeschäft nach 15 Jahren im Amt als Bürgermeister wohlschonlangweilt. Wem aber die Luftschlösser zu schnell wachsen, wer ein, zwei Fragen zu Hintergründen, Planungen oder Machbarkeit stellt, ist ein Nörgler. Aber gut: Blockierer spornen den Mann im Rathaus erst an, sagt er.
willkommenim Graz des Siegfried Nagl. Es ist eine schöne Stadt, sie gibt Arbeit, wächst rasant und ist doch so klein, dass man mit dem Rad vom einen Ende zum anderen vielleicht 30 Minuten braucht. Sie hat Kul- tur, Grätzelkultur und Schanigärten für alle. Ja, sie sollte sichvisionen leisten, Träume von einem noch besseren Leben in einer noch besseren Stadt.
Zweifel nährt: Eine U-bahn soll in Graz fahren, wo es ein Jahr braucht, defekte Fahrplananzeiger an Tramstationen zu tauschen? Ein olympisches Dorf soll 2026 in Reininghaus stehen? Sollte es da nicht längst idealer Stadtteil sein? Es braucht neue Tiefgaragen und mehr Autos in der Stadt, aber auf neueradwegeund Abstellflächen gegen das Drahteselchaos in der City sollen wirwarten? Und das Feinstaubproblem kehren wir seit Jahren vor uns her. Aber man darf sich nicht mit dem kleinen Einmaleins aufhalten, will man Adam Projektriese sein.
will nicht als Nörgler dastehen. Deshalb, Herr Bürgermeister, meinebitte: Wir haben mit offenem Mund zugehört, was in Graz alles möglich sein wird. Die Liste ist lang, die Projektideen gondeln ja teils seit 20 Jahren durch die Stadt. Wir hätten nichts gegen eine finanzierbare, vernünftig geplante Seiloder U-bahn, wenn uns das wirklich weiterbringt. Olympia? Meinetwegen! Aber es ist dann Zeit, sich jetzt eine Pause vompläneschmieden zu gönnen. Genug geredet: Hinsetzen und umsetzen, bitte!