Vomhunger auf mehr Vielfalt auf dem Teller
Vomeinheitsbrei haben wir mehr als genug. Warum Obst- und Gemüseraritäten nicht nur optisch eine Bereicherung für uns sind.
manch anderem Gemüse schon viel getan.
„Gurken zum Beispiel gehören noch zum verlorenen Gemüse“, sagt der Gemüsebauforscher Wolfgang Palme von der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt Schönbrunn, der sich seit vielen Jahren für Gemüseraritäten starkmacht. „Wir kennen Gurken nur im Salat oder als Tsatsiki. Dabei eig- nen sich viele Sorten hervorragend für den Wok oder zum Grillen“, lautet seine Botschaft. Gute Beispiele dafür seien die Schwammgurken (Luffas) mit ihren zylindrischen, zucchiniähnlichen Früchten, die sich in Scheiben geschnitten hervorragend zum Herausbacken in etwas Fett oder zum Grillen eignen. Für diese Zubereitung eignen sich auch Schlangengurken
Für eine Bereicherung der Angebotspalette, für wahre Vielfalt auf dem Speiseteller sprechen etliche Gründe. Aber keiner ist so eindrucksvoll wie dieser: der Geschmack. „Vollmundig“beschreibt ihn Baumeler. „Ein Topf voller Gemüseraritäten schmeckt auch ohne jedes Gewürz, mit nur ganz wenig Salz.“
Neben dem Geschmack und der Optik überzeugen auch die Inhaltsstoffe. „Generell ist die Nährstoffdichte in Obst und Gemüse besser, je weniger es auf Leistung gezüchtet wird“, sagt die Ernährungswissenschaftlerin Andrea Ficˇala.
Der Substanzverlust von Obst und Gemüse aus der Massenproduktion zeigt sich in vielen Details: „Radieschen aus dem Supermarkt sind meistens nicht mehr scharf, die Senföle werden heruntergezüchtet, weil es die Österreicher nicht so scharf mögen. Senföle sind aber wichtig für unser Immunsystem. Oder nehmen wir die Polyphenole in den Äpfeln, das sind antioxidativ wirksame Substanzen, die auch wichtig sind, um Allergene zu inaktivieren: Sie werden im Apfel heruntergezüchtet, weil die Früchte dadurch süßer werden und sich nach dem Anschneiden weniger verfärben,“erklärt Ficˇala.
Andererseits: Lebensmittel mit sensationellem Geschmack bleiben selten lange liegen, wie wir wissen.