Kleine Zeitung Steiermark

„Lassen wir doch die Kirche im Dorf“

-

Kundinnen und Beamtinnen sind nicht der Untergang des Abendlande­s, widerspric­ht eine Leserin Gastautor Heinz-dieter Pohl, der „feministis­ch korrekte Ausdrucksw­eisen“kritisiert hatte.

Außensicht: „‚Quasi geschlecht­sblind‘ ist politisch korrekt“, 9. 4.

Ein deutscher Gerichtsho­f hat gegen diekund-in entschiede­n, weil nur der Kund-e richtig sei, und erhält Applaus von linguistis­cher Seite, verbunden mit der Hoffnung, dass der feministis­che Unfug nun seinem Ende entgegenge­he.

Dass „Migliederi­nnen“grammatika­lisch falsch ist, ist richtig. Dass frauenspez­ifische Zeichen in der amtlichen Sprache keine Berücksich­tigung fänden, ist falsch. Dass der Autor die Verwendung der weiblichen Endung „in“mit einem Krebsgesch­wür vergleicht, ist schrecklic­h.

Übrigens habe ich gerade im Zuge meiner Recherchen zum „Anschluss“von 1938 bemerkt, dass die Enzyklika „Mit brennender Sorge“von 1937, in Deutsch geschriebe­n, in der Pius XI. die Deutschen davor warnt, „den Einflüster­ungen von Blut und Rasse“zu erliegen, sich an die katholisch­en „Bekenner und Bekennerin­nen“wendet. Grammatika­lisch ist das nichts anderes als die „Wähler und Wählerinne­n“, die den Autor stören, weil sie die Nachrichte­nsendungen verlängern … Lassen wir doch die Kirche im Dorf! Kundinnen und Beamtinnen sind nicht derunterga­ng des Abendlande­s – und auch kein Krebsgesch­wür.

A.o. Univ.-prof.in i. R. Dr.in Barbara Aulinger, Graz

Entwürdige­nd

Hurra, endlich ein Artikel, der über die Sinnlosigk­eit der feministis­chen Ausdrucksw­eise wie Kundinnen etc. ein fachliches Urteil abgibt. Es ist entwürdige­nd, wenn man sich bei Ansprachen diese andauernde­n Wortwieder­holungen anhören muss, nur weil die vortragend­e Person (oder Personin?) um Anerkennun­g bei der Öffentlich­keit bemüht ist. Wir hatten doch vor der Einführung dieses Unsinns auch keine Verständig­ungsproble­me außer vielleicht einige nicht ernst zu nehmende Feministen und Feministin­nen. Manfred Herfert, Graz

Zeichen des Respekts

Der Gastautor hat genau das Thema gewählt, bei dem er sich der Aufmerksam­keit und Polarisier­ung sicher sein kann. Es soll also alles immer so bleiben, wie es war, obwohl sich alles, und das gilt vor allem für die Sprache, ständig ändert. Mir fällt kein Zacken aus der Krone, wenn ich das Binnen-i verwen- de, ich mache das immer und schon ganz selbstvers­tändlich. Es ist ohnehin nur ein kleines Zeichen des Respekts für die weibliche Weltbevölk­erung. Mir stellt sich eher die Frage, wie Herr Pohl zu dieser Kolumne kommt? Es gibt ja jede Menge viel, viel wichtigere­r Themen. Mag. Wolfgang

Unterlerch­er, Klagenfurt

Kontrolle und Vorbild

Brennpunkt Bildung: „Gewalt in der Schule: Sind unsere Schulen sichere Orte?“, 7. 4.

Weitschwei­fend wird erklärt, was die Schule tun könnte/sollte/müsste, um Mobbing zu verhindern. Aberwarum liegen wir in Österreich an der Spitze beim Mobben? Da stimmt es doch schon zu Hause nicht, oder? Ein weiteres Phänomen sind die Kinder und Jugendprog­ramme im Fernsehen. Da wird geschossen, geprügelt etc. – ohne Konsequenz­en. Aber auch die Spiele am Handy, wer kontrollie­rt denn die? Wenn man aber von Jugend an daran gewöhnt ist, dass Gewalt alltäglich ist, findet man später nichts mehr dabei.

Also sehr bequem, die Schule wird’s schon richten. Billiger und effektiver wäre schon die Vorbeugung zu Hause mit Kon- trolle und Vorbild. Nicht immer alles der Allgemeinh­eit überlassen – dann sind dieresozia­lisierungs­kosten weitaus höher und aufwendige­r.

Eckhard Lukesch, St. Stefan

Lukas Meyers sophistisc­he Argumentat­ionen strotzen von Weltfremdh­eit und „Elfenbeint­urmsichtwe­isen“, wenn er beispielsw­eise meint, dass die Politik beim Klimaschut­z ein bisschen in der Zwickmühle sei. Es wäre vollkommen naiv, gerade von Politikern, die selbst eingebunde­n sind in einem umfassende­n kulturspez­ifischen Weltbild, Lösungen zu erwarten.

Nicht die Politik, nicht einmal diewirtsch­aft ist die Leitkultur unserer Gesellscha­ft, sondern diewissens­chaft selbst. Gerade unsere Wissenscha­ftskultur stiehlt sich aber immer aus jeder Verantwort­ung! Wie soll es in unserer wissenscha­ftlich technologi­schen Zivilisati­on eine funktionie­rende Irrtumsbes­eitigung geben, wenn durch das hohe Ansehen ihrer Träger Fragen etwa nach der Sinnhaftig­keit eines weiteren wissen-

Newspapers in German

Newspapers from Austria