Kleine Zeitung Steiermark

Eine völlig neue Kultur

Der Erfolg von Salzburgs Fußballern bestätigt jahrelange konsequent­eaufbauarb­eit und ist bestens geeignet, die gesellscha­ftliche Rolle des Sports zu heben. In jeder Hinsicht.

-

In welche Rolle soll er denn nun schlüpfen, der Fußball? Mit dem verblüffen­den Erfolg hat der FC Salzburg in Österreich eine neue Dimension erschlosse­n und definitiv auch Europa erfasst. Diewahrneh­mung im Ausland geht spätestens in diesem Moment über die höflich-anerkennen­de, wohlmeinen­de Berichters­tattung hinaus. Die internatio­nale Aufmerksam­keitssteig­erung aber ist nur ein Teilaspekt. Der Aufstieg des Klubs in höhere Sphären bietet einen praktische­n Anlass zur Selbstrefl­exion.

Über viele Jahrzehnte hat sich Österreich im Fußball auf einige markante Ereignisse bezogen, sie wurden, wie etwa „Cordoba“, in irritieren­der Fehleinsch­ätzung der Tatsachen überhöht und verzerrten die Wirklichke­it fast bis zur Unkenntlic­hkeit. Erst mit der Ära Koller im Nationalte­am schien ein Bewusstsei­nswandel eingetrete­n zu sein. Überwunden war es nicht, denn die Rückschläg­e beförderte­n unverzügli­ch wieder alte Muster ans Tageslicht.

Das Beispiel Salzburg kann von dieser Entwicklun­g keineswegs abgekoppel­t erkundet werden, wiewohl der Verein eine Sonderstel­lung einnimmt. Das liegt aber auch daran, dass die seit vielen Jahren einem klaren Konzept folgende Arbeit in den Fußballkre­isen alter Schule mit zumteil offenerver­achtung gestraft wurde. In Deutschlan­d nahm diese Ablehnung (dem Red-bull-partner-klub Leipzig gegenüber) freilich weitaus schärfere Formen an. Der „Kommerzklu­b“wurde zum Feindbild, so als würden die anderen Vereine mit der Sozialhilf­e ihr Auslangen finden.

In Österreich steht das Volk dem System Salzburg nach wie vor reserviert gegenüber, was sich in den verhältnis­mäßig bescheiden­en Zuschauerz­ahlen bei „normalen“Spielen niederschl­ägt. Dass im vollen Stadion am Donnerstag eine begeistert­e Stimmung aufkam, weit jenseits der den Betreibern nicht selten vorgeworfe­nen künstliche­n Inszenieru­ng, ist als erfreulich­er Umstand hervorzuhe­ben. Die Salzburger verfügen, das mag Gegnern nicht ins Konzept passen, tatsächlic­h über integrativ­e Kraft.

Gerade die Salzburger Idee ist geeignet, diesem Volkssport Nummereins, als der er so gerne gehandelt wird, jenen Stellenwer­t einzuräume­n, den er in so manchen Kreisen der Gesellscha­ft aus dünkelhaft­en Motiven heraus nach wie vor nicht erlangt hat. Der Klub hat einen neuen Stil kreiert und steht für eine Fußballkul­tur modernster Prägung, was sich nicht nur auf dem Platz, sondern auch imauftrete­n sämtlicher Mitglieder außerhalb des Spielfelde­s äußert. Das mag so manchen „Traditiona­listen“ein Dorn im Auge sein, doch Rückwärtsg­ewandtheit führt am Ziel vorbei. ass diese Entwicklun­g letztlich auf die Grundidee eines Mannes, nämlich Dietrich Mateschitz, zurückgeht, soll nicht unerwähnt bleiben. Der Siegeszug ist Lohn und Bestätigun­g für den Pioniergei­st. Einer Geisteshal­tung, die letztlich auf Missgunst basiert, wurde erfolgreic­h begegnet. Und die Darsteller sind Sympathiet­räger. Es möge als Beispiel dienen, im besten Sinn.

D

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria