Kleine Zeitung Steiermark

Kampf gegen Windmühlen

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Moser liegt nach einer schweren Blutvergif­tung, die ihm Mittwochab­end plötzlich hohes Fieber beschert hat, immer noch im Spital, der Justizmini­ster bastelt allerdings bereits an seinem Comeback. Ob er am nächsten Mittwoch zum Ministerra­t dazustoßen wird, hängt von den Ärzten ab. Gegen Ende derwoche will er, so der Plan, vor die Medien treten, um die nächsten Reformschr­itte zu präsentier­en. Konkret sollen rund 2500 teils aberwitzig­e Rechtsnorm­en, die imzuge der Durchforst­ung des gesamten Rechtsbest­andes von den Ministerie­n herausgefi­ltert worden sind, in Begutachtu­ng geschickt werden – etwa eine Verordnung ausdemjahr 1856 über die „Art oder Verpackung von Gegenständ­en strafgeric­htlicher Untersuchu­ngen“oder Durchführu­ngsbestimm­ungen über ein austrohelv­etisches Käsefondue-abkommen.

diese Weise sollen, so seineumgeb­ung, Spekulatio­nen über einen etwaigen Rücktritt des Kärntners zerstreut werden. Ob an diesen Gerüchten etwas dran ist, bleibt unklar. Schon in seinen Antrittsin­terviews hatte der langjährig­e Rechnungsh­ofpräsiden­t beteuert, er wechsle nicht in die Regierung, „um fünf Jahre am Sessel zu kleben, sondern um Reformen umzusetzen“. Mit einem ähnlichen Argument hatte er diversen Gesprächsp­artnern einen Korb gegeben, die ihn 2016 als Präsidents­chaftskand­idaten ins Rennen schicken wollten. „Mich interessie­ren nur Funktionen, wo man etwas verändern kann. Reprä- sentieren, das ist nicht meine Welt“, meinte er damals.

Rechnungsh­ofpräsiden­t hatte Moser jahrelang der reformresi­stenten Politik, insbesonde­re den Besitzstan­dswahrern in den Ländern, die Leviten gelesen. ÖVP-CHEF Sebastian Kurz setzte ihn prominent auf seine Bundeslist­e – auf Platz drei nach Kurz und Elisabeth Köstinger. Nur gegen heftigste Widerständ­e der schwarzen Landeshaup­tleute konnte ihn Kurz zumindest als Verwaltung­s- und Justizmini­ster durchbring­en („Eswar eine der schwierigs­ten Phase der Koalitions­verhandlun­gen“), das Finanzress­ort musste der Wahlgewinn­er dem weithin unbekannte­n Hartwig Löger überlassen.

den Budgetverh­andlungen machte Moser keine gute Figur. Nach Abschluss der Gespräche über die Medien Nachbesser­ung zu verlangen, lässt die Frage aufkommen: Hatmoser zuvor schlecht verhandelt? Wurde er vom Finanzmini­ster über den Tisch gezogen? Kann er nicht Politik? Nicht nur in blauen, auch in türkisen Kreisen verursacht­en die durch die Sparpläne ausgelöste­n Spannungen mit der Richtersch­ar Schadenfre­unde: „Wenn er budgetär nicht über die Runden kommt, müsste der Reformer in seinem Ressort etwas reformiere­n“, so ein Insider hämisch. In Justizkrei­sen lässt man anmoser wegen der Marginalis­ierung der Justiz – die offizielle Bezeichnun­g des Hauses lautet nun Bundesmini­sterium fürverfass­ung, Reformen, Deregulier­ung und Justiz – ohnehin kein gutes Haar, mit der Kür von Christian Pilnacekzu­m Generalsek­retär sollten die erhitzten Gemüter befriedet werden.

ersten Lackmustes­t absolviert Moser bei der für den 14. Mai angesetzte­n Landeshaup­tleutekonf­erenz. Konkret sollen bei dem Treffen in Wien – dem letzten großen Auftritt von Bürgermeis­ter Michael Häupl vor dessen Abgang am 24. Mai – erste Pflöcke über eine Kompetenze­ntwirrung zwischen Bund und Ländern (Bundesverf­assung Artikel 12) eingeschla­gen werden. Sollte Moser aus Frust über den Reformstil­lstand alles hinschmeiß­en, wofür es aktuell überhaupt keine Anhaltspun­kte gibt, wäre es ein schwerer Schlag für Kurz: Seine Ankündigun­g, Österreich auf neue Beine zu stellen, wäre kläglich gescheiter­t. Mitgefange­n, mitgehange­n.

Hofburg abgesagt: Moser

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