Kleine Zeitung Steiermark

Ein Enzym mit viel Appetit auf Plastik

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Forscher entdeckten zufällig Enzym, das Bakterium beim „Fressen“von Kunststoff hilft: eine Chance für die Umwelt.

AFP

Die weitere Erforschun­g könnte einen großen Schritt im Kampf gegen die weltweite Umweltvers­chmutzung bedeuten: Wissenscha­ftler berichten nun im Fachmagazi­n „Proceeding­s of the National Academy of Sciences“von einem plastikfre­ssenden Enzym. Forscher aus Großbritan­nien stießen in Japan in einem Abfallrecy­clingzentr­um eher durch Zufall darauf. Pet-kunststoff­e, die sonst Hunderte Jahre in der Umwelt bestehen bleiben und mittlerwei­le riesige Land- undmeeresg­ebiete verseuchen, könnten so abgebaut und recycelt werden.

Forscher der britischen University of Portsmouth und des Labors für erneuerbar­e Energien des Us-energiemin­isteriums hätten die Entdeckung gemacht, indem sie die Struktur eines natürliche­n Enzyms untersucht haben, das sich in ei- nem japanische­n Abfallrecy­clingzentr­um entwickelt haben soll. Die Forscher hätten dabei herausgefu­nden, dass dieses Enzym einem Bakterium helfe, Pet-kunststoff abzubauen oder zu verdauen. Sie hätten beschlosse­n, seine Struktur durch Hinzufügen einiger Aminosäure­n noch zu optimieren, sagte John Mcgeehan, Professor in Portsmouth und leitender Mitarbeite­r bei der Untersuchu­ng.

Die Enzymtätig­keit wurde dadurch quasi zufällig modifizier­t: „Wir haben eine veränderte Form des Wirkstoffs erschaffen, die bereits besser ist als die natürliche“, sagte Mcgeehan. Sein Team arbeite nun daran, das Enzymweite­rzuerforsc­hen. Erst dann könne herausgefu­nden werden, ob PETKunstst­offe im industriel­len Maßstab zersetzt werden können. „Es ist durchaus möglich, dass wir in den nächsten Jahren ein industriel­l durchführb­ares Verfahren haben, PET und möglicherw­eise andere Kunststoff­e wieder in ihre ursprüngli­chen Bausteine zu zerlegen, damit sie nachhaltig recycelt werden können“, sagtemcgee­han.

Wissenscha­ftler, die nicht direkt an der Forschung beteiligt waren, geben sich positiv: „Enzyme sind ungiftig, biologisch abbaubar und können in großen Mengen von Mikroorgan­ismen produziert werden“, sagte Oliver Jones von der Melbourne University. „Es gibt ein großes Potenzial, die Enzymtechn­ologie einzusetze­n, um das wachsende Abfallprob­lem der Gesellscha­ft zu lösen, indem einige der am häufigsten verwendete­n Kunststoff­e abgebaut werden.“Dennoch warnt er, dass es noch zu früh sei, das Enzym als mögliche Lösung gegen die Verschmutz­ung zu bewerten.

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Acht Millionen Tonnen Plastik landen jährlich in den Meeren

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