AKADEMIETHEATER WIEN | Ein Elefant macht vieles möglich
im Ritter Verlag besorgt hat, schätzt des „Rüssels“Nähe zum absurden Theater, zu
Beckett oder Ionesco, und „dass Bauer hier Theaterformen wie Bauernschwank und klassische Tragödie mit Inhalten füllt, die jeder Konvention völlig widersprechen“. Nicht nur auf Handlungsebene. Während der Dramatiker später für seine unverblümte Alltagssprache etwa in „Magic Afternoon“berühmt werden sollte, werden hier wiehernde Rösser mit dem aufgedonnerten Befehl „Schweiget, Pferde!“zur Räson gebracht. Und ein lüsterner Großvater betört die Geliebte seines Enkels mit einem Bart aus Schlagobers – ein frühes Beispiel für Bauers besonderen Humor. Der sollte ihm im Laufe seiner Karriere noch schaden, glaubt Antonic: „Bei den späteren Stücken kam ihm bei Kritikern seine Komik sicher in die Quere. Nach dem Motto: Was ernst ist, kann nicht auch lustig sein.“Oft seien Stücke des Autors verrissen worden, obwohl das Publikum sie mochte, meint der Germanist.
Ob „Der Rüssel“das Zeug hat, zum Auslöser eines vielleicht doch überfälligen Bauer- Revivals zu werden, wird sich zeigen, „gerade sein Spätwerk“, sagt Antonic, „ist ja durchwegs höchstens ein-, zweimal inszeniert und dann vergessen worden“. Tatsächlich hat Bauers dramatisches Gewicht erstaunlich rasch verloren: Gerade einmal eine Kritikergeneration brauchte es vom Ehrentitel „Nestroy der Beatgeneration“zur herablassenden Bezeichnung „Heimatdichter der Altachtundsechziger“.
„Der Rüssel“amwiener Akademietheater: Wolfgang Bauer widerfährt mit der Uraufführung des Stücks eine späte Genugtuung.
Dass sich der Schöpfer von Stücken wie „Change“, „Gespenster“, „Magnetküsse“, „Ein fröhlicher Morgen beim Friseur“, „Insalata Mista“am Burgtheater nie durchsetzen konnte, lag der Legende nach übrigens an einem energischen Konkurrenten: Thomas Bernhard soll einst persönlich bei Claus Peymann gegen Bauer interveniert haben. Für wen der beiden Dramatiker sich der Theatermacher nach der Drohung „Er oder ich“entschieden hat, ist bekannt. Insofern ist es wohl nur würdig und recht, dass Bauer nun, wenn auch posthum, die Genugtuung dieseruraufführung am Akademietheater widerfährt.
Der Rüssel. Vonwolfgang Bauer. Regie: Christian Stückl. Uraufführung am 20. April,
19.30 Uhr, Akademietheater Wien. Karten: Tel. (01) 51 444-4145, www.burgtheater.at