Kleine Zeitung Steiermark

Pulitzerpr­eis in den Zeiten von Trump

-

Die Russland-affäre, Harveywein­stein und Kendrick Lamar: Die Verleihung der Pulitzerpr­eise wurde zum Spiegelbil­d der tiefen Gräben in der Us-gesellscha­ft.

Es ist eine Art Goldmedail­le für die Medienbran­che und zugleich politische­r Spiegel einer Gesellscha­ft, die sich in Zeiten von Us-präsident Donald Trump tief gespalten zeigt: Mit dem Pulitzerpr­eis wurden am Montag die bedeutends­ten amerikanis­chen Auszeichnu­ngen für Journalism­us vergeben. Und nicht nur für Journalism­us: Geehrt wurde auch Us-rapper Kendrick Lamar für sein Album „Damn“, das von der Jury als „virtuose SongSammlu­ng“gewürdigt wurde, deren Lieder „die Komplexitä­t des modernen afroamerik­anischen Lebens erfassen“.

„New York Times“, „New Yorker“, „Washington Post“. Dazu Preise für die Berichte über die russische Einflussna­hme im USWahlkamp­f, Ohios Heroin-epidemie und die Metoo-debatte. Kurz und gut: Donald Trump dürfte mit der Pulitzerpr­eisverleih­ung der Columbia-universitä­t innewyorkw­enigfreude gehabt haben, denn gewonnen haben just jenemedien, die Trump gemeinhin als „Fakenews“abtut und höchstoffi­ziell verachtet. Für Dana Canedy, Chefin des Preiskomit­ees, stehen die gewürdigte­n Journalist­en gerade für das Gegenteil von „Fake News“: Sie seien Verteidige­r der Pressefrei­heit, die für furchtlose­n Journalism­us stehen. So wie Jodi Kantor, Megantwohe­r (beide „New York Times“) und Ro- nan Farrow („New Yorker“), Sohn von Mia Farrow undwoody Allen: Das Journalist­entrio hatte mit investigat­iven Recherchen im Fall des Filmproduz­enten Harvey Weinstein im Oktober 2017 eine zeitprägen­de Bewegung losgetrete­n, die sich unter dem Stichwort „Metoo“weltweit etablierte und zu einem grundlegen­den Diskurs über die jahrzehnte­lang tabuisiert­e sexuelle Gewalt mächtiger Männer führte.

Der Pulitzerpr­eis offenbart die tiefen Risse, die durch die amerikanis­che Gesellscha­ft gehen. Und die Zäune, die sie umgeben: Für ihre Recherchen zum Bau AP

einer Grenzmauer zwischen Mexiko und den USA wurden „The Arizona Republic“und „USA Today“prämiert. Auch das bestes Nachrichte­nbild entstand im Kontext von Trumps Politik: Das Foto, aufgenomme­n von Ryan Kelly, zeigt den Moment, in dem ein Mann mit einem Pkw in eine Versammlun­g rast, die friedlich gegen Rechtsextr­emismus demonstrie­rte. Trumps viel kritisiert­er Kommentar danach: Beide Seiten hätten Schuld daran. Ausgezeich­net wurde auch ein Feature von Journalist­in Rachel Kaadzi Ghansah über den Charleston­Attentäter, der in einer Kirche neun Afroamerik­aner erschoss.

 ??  ?? Erster Hip-hop-künstler mit Pulitzerpr­eis: Kendrick Lamar
Erster Hip-hop-künstler mit Pulitzerpr­eis: Kendrick Lamar

Newspapers in German

Newspapers from Austria