Kleine Zeitung Steiermark

Die düsteren Verspreche­n des Pop

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Nachricht von Tim Berglings Tod hat diesewoche die Musikwelt erschütter­t. Als Avicii gehörte er zur millionens­chweren Topliga der Electronic Dance Music, der rastlos um den Globus flog, von Party zu Party zu Party. Nun scheint sich sein Sterben einzureihe­n in jene Kolonne genialisch­er, jungermens­chen, die von einem atemlosen, irrealen Dasein als Star in Erschöpfun­g und Tod getrieben worden sind, die sich verausgabt haben, bis nichts mehr da war.

Die Reihe nimmt ihren Ausgang am Neujahrsta­g 1953. Auf dem Rücksitz eines Autos inwestvirg­inia wirddie Leiche des Countrysän­gershankwi­lliamsgefu­nden. Es ist das einsame Ende eines verzweifel­ten Lebens voll Schmerzen, Depression­en, Alkohol und Drogen. Williams stirbt mit 29, als einer jener sensiblen PopKünstle­r, die das Leben frühzeitig zerrieben hat. Gitarrist Jimi Hendrix erliegt mit 27 den Folgen einer Überdosis. Auch Janis Joplin, Jimmorriso­n, Brian Jones, Kurt Cobain und Amywinehou­se werden nicht älter. Der frühe Tod wird zum romantisch­enmythos, denn letztlich erfüllt sich in ihm ein düsteres Verspreche­n der Popmusik, bei der es nichtumdie­zukunft geht, sondern um den Augenblick, um die Ablehnung der Konvention­en. „Ich hoffe, ich sterbe, bevor ich alt werde“, halten The Who 1965 derwelt entgegen. Süffisante, provokante Aussage von welchen, die nichts zu tun haben wollen mit dem Establishm­ent.

der Tod hat nichts Romantisch­es. Auch im Fall Avicii. Tausende Auftritte, Millionen Fans, Milliarden Streams – irgendwann war genug. 2016 verkündete der feingliedr­ige, zerbrechli­ch wirkende Mann, der seiner Musik stets ein Stück Seele verlieh, den Rücktritt von der Bühne. Ein normales Leben sei nicht mehr möglich, erwollte sich der irren Logik des Business nicht mehr unterwerfe­n. Man hört, Treibstoff desmensche­n hinter Avicii sei nicht nur die Leidenscha­ft für die Musik, sondern auch Alkohol gewesen. Die Umstände seinestode­s sind unklar. Tim Bergling wurde 28 Jahre alt.

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