Zur Person
leitetseit2016das Kunsthaus in Graz. Sie studierte Kunstgeschichte an der Universität Wien und absolvierte ein Post-graduateStudium für Museums- und Ausstellungskuratoren.
In den letzten Tagen besuchte ich den Kölner Dom, ein Bauwerk, das sehr viele Touristinnen und Touristen aus aller Welt anzieht.
Bereits sehr früh am Morgen strömten sie in das Gebäude – weit mehr als Gläubige, für die man einen eigenen Bereich eingerichtet hat. Eintritt zu verlangen kann angesichts der hohen touristischen Zahlen natürlich sehr verlockend sein. Und an vielen Orten wird dies bereits praktiziert.
Die Bedeutung der Kirchen für den Tourismus ist nicht zu unterschätzen, selbst von Kirchenseite wird mitunter dafür geworben, diese Gebäude stärker touristisch zu nutzen, weil man sich auch eine Belebung und Begegnung zwischen Gläubigen und Nicht-gläubigen verspricht. Denn immer mehrtouristinnen und Touristen haben keinen Bezug zum Glauben mehr und damit fehlt auch das Wissen um die Bedeutung der Orte.
Katholische Kirchen sind sakrale, geweihte Räume, die freien Zugang gewähren. Genau dieses Offenstehen für die Begegnung mit Gott zeichnete und zeichnet die katholischen Kirchen von jeher aus.
Meines Erachtens geht es um zwei verschiedene Probleme: Wie kann man einerseits Bereiche der Begegnung zwischen Gläubigen und Nicht-gläubigen stärker forcieren, und wie schützt man sich andererseits vor einem regelrechten „touristischen Ansturm“, wie kürzlich mit Blick auf den Salzburger Dom diskutiert wurde. Wo Besucherinnen und Besucher regelrecht durch das Gebäude „rennen“, zum „Lärmpegel“auch ein „Müllproblem“komme, man „Jausenpapiere, Bierflaschen und sogar Zigarettenstummel im Weihwasserbecken“entfernen müsse.
Der Massenansturm fokussiert sich im Zeitalter von sozialen Netzwerken auf einige wenige bekannte Sehenswürdigkeiten, während von medialweniger präsenten – aber mindestens ebenso herausragenden Objekten – nur wenige Touristen und Touristinnen Notiz nehmen. Das ist aber kein ausschließliches Problem von Kirchen oder Gotteshäusern, sondern von allen touristisch heftig genutzten Orten.
Wird nun Eintritt verlangt, verliert die Kirche ihren Stellenwert als offenen Ort, in dem Gläubige auch selbstverständlich auf Nicht-gläubige sowie Einheimische auch auf Touristinnen und Touristen treffen können.
Dieses Aufeinandertreffen würde meines Erachtens auch zu einem sorgsameren Umgang mit der Glaubenskultur führen. Eine Separierung der Gruppen in „Zahlende“und „Gläubige“stellt für mich hingegen keine zufriedenstellende Lösung dar.