Kleine Zeitung Steiermark

Zur Person

- Barbara Steiner

leitetseit­2016das Kunsthaus in Graz. Sie studierte Kunstgesch­ichte an der Universitä­t Wien und absolviert­e ein Post-graduateSt­udium für Museums- und Ausstellun­gskuratore­n.

In den letzten Tagen besuchte ich den Kölner Dom, ein Bauwerk, das sehr viele Touristinn­en und Touristen aus aller Welt anzieht.

Bereits sehr früh am Morgen strömten sie in das Gebäude – weit mehr als Gläubige, für die man einen eigenen Bereich eingericht­et hat. Eintritt zu verlangen kann angesichts der hohen touristisc­hen Zahlen natürlich sehr verlockend sein. Und an vielen Orten wird dies bereits praktizier­t.

Die Bedeutung der Kirchen für den Tourismus ist nicht zu unterschät­zen, selbst von Kirchensei­te wird mitunter dafür geworben, diese Gebäude stärker touristisc­h zu nutzen, weil man sich auch eine Belebung und Begegnung zwischen Gläubigen und Nicht-gläubigen verspricht. Denn immer mehrtouris­tinnen und Touristen haben keinen Bezug zum Glauben mehr und damit fehlt auch das Wissen um die Bedeutung der Orte.

Katholisch­e Kirchen sind sakrale, geweihte Räume, die freien Zugang gewähren. Genau dieses Offenstehe­n für die Begegnung mit Gott zeichnete und zeichnet die katholisch­en Kirchen von jeher aus.

Meines Erachtens geht es um zwei verschiede­ne Probleme: Wie kann man einerseits Bereiche der Begegnung zwischen Gläubigen und Nicht-gläubigen stärker forcieren, und wie schützt man sich anderersei­ts vor einem regelrecht­en „touristisc­hen Ansturm“, wie kürzlich mit Blick auf den Salzburger Dom diskutiert wurde. Wo Besucherin­nen und Besucher regelrecht durch das Gebäude „rennen“, zum „Lärmpegel“auch ein „Müllproble­m“komme, man „Jausenpapi­ere, Bierflasch­en und sogar Zigaretten­stummel im Weihwasser­becken“entfernen müsse.

Der Massenanst­urm fokussiert sich im Zeitalter von sozialen Netzwerken auf einige wenige bekannte Sehenswürd­igkeiten, während von medialweni­ger präsenten – aber mindestens ebenso herausrage­nden Objekten – nur wenige Touristen und Touristinn­en Notiz nehmen. Das ist aber kein ausschließ­liches Problem von Kirchen oder Gotteshäus­ern, sondern von allen touristisc­h heftig genutzten Orten.

Wird nun Eintritt verlangt, verliert die Kirche ihren Stellenwer­t als offenen Ort, in dem Gläubige auch selbstvers­tändlich auf Nicht-gläubige sowie Einheimisc­he auch auf Touristinn­en und Touristen treffen können.

Dieses Aufeinande­rtreffen würde meines Erachtens auch zu einem sorgsamere­n Umgang mit der Glaubensku­ltur führen. Eine Separierun­g der Gruppen in „Zahlende“und „Gläubige“stellt für mich hingegen keine zufriedens­tellende Lösung dar.

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