Hartberg wehrt sich gegen Dorfklub-image
Wie Hartberg der Bundesliga-lizenz näher rückt und wie viel wo genau in die Infrastruktur investiert wird.
Hartberg-
Obmann Erich Korherr blieb Freitag dem Auswärtsspiel in der Ersten Liga beim FAC fern. Er war stattdessen bei der Gemeinderatssitzung in Hartberg anwesend. „Das war ein freudiger Tag. Wir haben 1:0 gewonnen und der Gemeinderat hat einstimmig – was in Hartberg selten vorkommt – beschlossen, dass imsommer 730.000 Euro für die Infrastruktur im Stadion bereitgestellt werden.“Damit können am Montag diese Beschlüsse bei der Bundesliga nachgereicht werden. Die Lizenzerteilung für die höchste Spielklasse, die am 30. April bekannt gegeben wird, dürfte so nur noch Formsache sein.
Die Gemeinde hat der seit 14. März ins Leben gerufenen Gmbh des TSV Hartberg das Baurecht für das Stadion erteilt. Personelle Entscheidungen werden bald getroffen. „Zwei Geschäftsführer, einer für Wirtschaft und einer für Sport, wären ideal. Man sieht ja bei Sturm, wie gut das funktioniert. Sturm ist ein Vorzeigeverein, auch wenn wir ganz eine andere Größenordnung sind“, sagt Korherr lachend. Kritikern, die Hartberg als Dorfklub bezeichnen, hält er aber dagegen: „Wir sind kein Dorfklub wie früher Grödig, sondern eine Stadt mit 6500 Einwohnern. Wir sind gleich groß wie Altach. Und das ist infrastrukturell auch unser Vorbild.“
In einer ersten Ausbaustufe sollen ab Anfang Juni rund 700.000 Euro von der Gmbh, die dieses Geld dank Zuschüssen von Bund, Land und Bundesliga sowie einiger Investoren aufstellt, investiert wer- GEPA den. „Das betrifft die Rasenheizung, die rund 200.000 Euro verschlingt, und andere Bereiche wie die Videoüberwachung. Diese Summe steht auch schon bereit“, sagt Korherr. Die Kapazität von derzeit 800 überdachten Sitz- und 1200 überdachten Stehplätzen müsste auf insgesamt 4000 erhöht werden. Dafür sollen im ersten Jahr Miettribünen errichtet werden. „Im Sommer 2019 würden wir dann die zweite Ausbaustufe starten. Dann wäre das Stadion auf drei Seiten geschlossen. Ein echter Stadioncharakter würde dann aufkommen. Das wäre eine tolle Sache, das dritte bundesligataugliche Stadion in der Steiermark zu haben. Vor allem wäre es mit einem in der Obersteiermark, einem in Graz und einem in der Oststeiermark sehr gut aufgeteilt. Wir würden dann auch wieder infrage kommen für internationale Testspiele oder bei Nachwuchsländerspielen des ÖFB.“
Insgesamt benötigt die Gmbh 4,3 Millionen Euro für die Infrastruktur-offensive. Diese soll schrittweise einfließen. Um in der Bundesliga konkurrenzfähig zu bleiben, muss das derzeitige Budget verdoppelt werden. Rund ein Drittel der 3,3 Millionen Euro würde aber allein schon eine wichtige Säule zuschießen. „Das Fernsehgeld für die Bundesliga würde uns 1,2 Millionen einbringen. Derzeit bekommen wir in der Ersten Liga 400.000 Euro. Und durch die Präsenz im Fernsehen wäre es klarerweise auch attraktiver für Sponsoren, uns zu unterstützen“, sagt Korherr.
Bei aller Euphorie muss betont werden: Noch ist der Aufstieg für Hartberg nicht in trockenen Tüchern. Dennoch hat den gesamtenverein durch die zuletzt gezeigten Leistungen der Truppe von Trainer Christian Ilzer eine Euphoriewelle erfasst. „Mittlerweile stehen alle dahinter, was einen Aufstieg anbelangt. Kein Spieler würde es verstehen, dass der Verein nicht in die Bundesliga will, obwohl die Mannschaft es sportlich schafft. Wir haben schon so viel in diesem Verein erlebt, dass wir uns finanziell bestimmt nicht übernehmen werden“, sagt Korherr, der schon träumt: „Für Hartberg wäre es unbeschreiblich, wenn wir gegen Sturm, Rapid, Austria oder Salzburg bei uns spielen. Und wenn es nur für ein Jahr wäre.“Michael Lorber