Tausend Rosen
Von Franzobel
mal drei ist acht. Je vier Spiele fehlen RB Salzburg und Bayern München noch zum Triple. Was für diemozartstädter einmalig wäre, ist den Münchnern zuletzt 2013 gelungen. Wegen ihrer Dominanz in der Liga, in der sie ihre Gegner à la Nadal panieren, sind beide Klubs Unsympathieträger. Den Bullen wirft man die tosende Verdosung aller Tradition vor, den Bayern, dass sie den Ligakonkurrenten die Erbsen aus dem Reis picken und großgoschert, dickhosig auftragen.
wenn man beide Vereine nicht mehr schätzt als eine Lebensmittelvergiftung während eines Langstreckenflugs, muss man deren Leistung anerkennen. Salzburghat mit seinen Nachwuchsakademien und Ausbildungsvereinen dem heimischen Fußball ein professionelles Fundament unterlegt, das sich auf allen Ebenen auszahlt, und nun auch international belohnt wird. Und wie Rolex-kalle und Knast-ulli denweißwurst-kongo-verein seit zwei Jahrtausenden an der Spitze halten, obwohl Klubs aus England, Paris oder Spanien mit höheren Budgets kräftig Wind machen, ist erstaunlich. Da wird ein Pensionist in Wohlfühlkleidung direkt vomwaldspaziergang mit Hund geholt, um aus einer kriselnden, kreidebleichen Mannschaft wieder ein strahlend kompaktes Spitzenteam zu formen, was Jupp Heynkes derart meisterhaft gelingt, dass man nur den Hut ziehen kann. Alleine derwandel David Alabas vom verunsicherten Ballableger zum Flanken schlagenden Leithammel ist beachtlich. Oder Thomas Müller! Der kickende Karl Valentin, manche nennen ihn Breitmaulstorch, trifft jetzt wieder selbst dann ins Tor, wenn er dem Ball ausweichen will. Ob die Bayern mit dem gefühlten Durchschnittsalter von 36,5 Jahren aber gegen Real bestehen können? Realisten hoffen auf den breiten Spreizschritt Ronaldos. Die Spanier wollen den Münchnern ein Inferno bereiten, aber Don Jupp, der Hundehalter aus Mönchengladbach, wird die Furia blanca schon an die Kette legen.
Hoffnung freilich gibt es für alle Bayernhasser, dass nämlichnico Kovac dem Theater an der Säbenerstraße nicht gewachsen ist, selbst Ribery und Robben irgendwann mit Rollator auflaufen, es Lewandowski zureal zieht, die Mannschaft zerbröselt undzurück auf dasniveauvon Schalke, Dortmund, Leverkusen fällt. Nur ob die rotköpfigen Bosse sich das lange ansehen werden?
Salzburg brächte ein Ausscheiden gegen Marseille zumindest den Vorteil, dass so der Verbleib von Marco Rose wahrscheinlicher würde, dem derzeit vielleicht besten Trainer hinter Jupp – und der wird kaum nach Österreich wollen, höchstens als Tourist. Es sei denn, wir streuen ihm tausend Rosen. Oder Knochen für den Hund?
Franzobel, 1967 in Vöcklabruck geboren, ist Schriftsteller und Sportfan.