Der Held von Bern
zuhalten. „Wenn ich spüre, dass es einer nonchalant angehen lässt, stehe ich sofort parat“, sagt er.
Trotzdem ist die Skepsis nicht totzukriegen, die Angst, auch den sichersten Vorsprung noch zu vergeigen. „Veryoungboysen“kommt schließlich nicht von ungefähr. „Die Geschichte lässt die Leute nicht los, das ist aber verständlich“, sagt Hütter. „Und trotzdem merke ich immer öfter: Jetzt glauben die Menschen wirklich daran, dass wir es schaffen können.“Zuletzt war die 31.000 Zuschauer fassende Arena immer öfter bummvoll, der gemeinsame Traum von der Champions League in jedem Sektor greifbar. Als Meister würde YB ins Playoff einsteigen und müsste nur eine Runde überstehen, um erstmals seit 1986 in die Königsklasse einzuziehen. Eine riesige Chance – für den Klub, aber auch für Hütter: „Ich durfte als Spieler mit Salzburg diehymne hören. Einmalig, dieses Flair.“Aber kaum jemand hegt die Hoffnung, dass Hütter seinen bis 2019 datierten Vertrag wirklich erfüllen wird. Zu groß sind die Meriten, die er sich erworben hat. Schon diese Saison hätte er zu Bremen oder als Koller-nachfolger zum ÖFB wechseln können. „Die Anfrage aus Österreich war eine Ehre, aber mir war relativ schnell klar, dass ich noch zu gern Klubtrainer bin. Wenn man hier die Möglichkeit hat, nach 32 Jahren wieder Meister zu werden, kann man nicht so einfach weggehen“, sagt Hütter. Und wenn die Mission erfüllt ist? Ist alles offen. „Ich habe dem Klub gegenüber ganz offen kommuniziert, dass mein langfristiges Ziel die deutsche Bundesliga ist. Es müsste allerdings alles zusammenpassen, wenn ich den Schritt schon in diesem Sommer machen sollte. Wenn ein Angebot kommt, müsste ich es mir in Absprache mit allen Beteiligten überlegen.“
Klar ist: Das Trainerkarussell in Deutschland nimmt gerade Fahrt auf. Und zwischen Frankfurt und Gladbach hat sich herumgesprochen, dass die Marke Hütter für eine klare CI steht: spektakulären und ergebnisorientierten Offensivfußball mit bemerkenswert hoher Erfolgsquote. Seit Hütter vor neun Jahren als Trainer begonnen hat, beendete er keine Saison schlechter als auf Rang drei. Nur in Grödig brachte ihn der Wettskandal rund um Dominique Taboga an seine Grenzen: „Ich war damals kurz davor, als Trainer hinzuschmeißen, konnte damit nicht umgehen, dass ein Spieler so etwas macht. Die heikelste Phase meiner Karriere.“Auch in Salzburg holte er trotz des Mané-skandals oder der Abgänge von Kevin Kampl und Alan unangefochten das Double: „Wir haben junge Spieler wie Sabitzer und Keita eingebaut, sind unserer Favoritenrolle gerecht geworden.“Die – unglückliche – Trennung nach nur einer Saison blieb nicht hängen. Jetzt steht er vor dem größtenwurf seiner Trainerkarriere. Ob Hütter dann immer noch gelassen bliebe? Wohl kaum.
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