Kleine Zeitung Steiermark

Teurer Privilegie­nstadl

- Von Michael Jungwirth

Die Koalition will die Sozialvers­icherungen zusammenfü­hren. Letztere leisten sich 160 Dienstauto­s, wenden 330 Millionen jährlich für Zusatzpens­ionen auf. Imvergleic­h dazu leben die Beamten in einem Armenhaus.

Die letzte von vier Landtagswa­hlen ist geschlagen. Für Bundeskanz­ler und Vizekanzle­r Anlass genug, die Vorhaben der nächstenwo­chen und Monate auszurolle­n. Zwei Projekte stechen dabei heraus: eine bundesweit­e Vereinheit­lichung der Mindestsic­herung sowie die Zusammenle­gung der 21 Sozialvers­icherungen auf maximal fünf. Konkrete Vorschläge will man bereits Anfang Mai vorlegen.

Wie die türkis-blaue Koalition die breite Öffentlich­keit von der Notwendigk­eit der Zusammenle­gung überzeugen und den Widerstand der Betroffene­n brechen will, wurde beim Pressegesp­räch mehr als nur deutlich: Die 21 Sozialvers­icherungst­räger sollen als sündteurer Privilegie­nstadl überführt werden, Berichte des Rechnungsh­ofes und parlamenta­rische Anfragen liefern die notwendige­n Daten und Fakten.

So sind laut Unterlagen der Regierung, die der Kleinen Zeitung vorliegen, bei den Sozialvers­icherungen mit ihren 27.000 Mitarbeite­rn rund 1000 Funktionär­e beschäftig­t. In Summe sind 160 Dienstauto­s im Einsatz, einer der Direktoren lässt sich täglich von Graz nach Wien zur Arbeit chauffiere­n. Allein im Jahr 2016 wurden 330 Millionen Euro für Zusatzpens­ionen für mehr als 16.000 Pensionist­en aufgewende­t, 1280 ExMitarbei­ter beziehen sogar Luxuspensi­onen (mehr als 300 Prozent einer Asvg-pension).

Imvergleic­h zu den Mitarbeite­rn bei den Sozialvers­icherungen leben die Beamten im Armenhaus. So hat der Rechnungsh­of vor ein paar Jahren er- rechnet, dass ein 1970 geborener Bedienstet­er der Sozialvers­icherung bei gleichem Karriereve­rlauf wie ein Bundesbeam­ter eine um gut 1200 Euro höhere Pension erwarten kann (3860 zu 2670 Euro). Fast 70 Prozent der männlichen und gut 73 Prozent der weiblichen Pensionist­en, die in den Jahren 2009 und 2010 in den Ruhestand versetzt wurden, erhalten eine Gesamtpens­ion von über 80 Prozent des Letztbezug­s.

Außerdem wird in Regierungs­kreisen beklagt, dass die Sozialvers­icherungen über die Jahre ein Reinvermög­en von sechs Milliarden Euro angehäuft, aber nie die Beträge gesenkt haben. Rund 1,3 Milliarden an Beitragsge­ldern (vor ein paar Jahren waren es noch 600 Millionen) sind in Aktien oder Wertpapier­en angelegt. Verluste gab es bisher noch keine.

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