Kleine Zeitung Steiermark

Der schmale Grat zwischen Religion und Politik

- Kathrin Stainer-hämmerle

zu glauben: Im malerische­n Kärnten treffen sich jedes Jahrtausen­de von Alt- undneonazi­s. Laut Dokumentat­ionsarchiv des österreich­ischenwide­rstandes handelt es sich gar umdas größte Treffen in Europa. Gemeint sind Kroaten, die am Loibacher Feld nahe Bleiburg der Gefallenen des Zweitenwel­tkrieges gedenken. Dort mussten nach Kriegsende 1945 Angehörige der kroatische­n Armee und der Ustascha-miliz umkehren, und beim Rückmarsch Richtung Süden wurden Tausende der Verbündete­n HitlerDeut­schlands ermordet. Die genaue Zahl ist strittig, seriöse Schätzung sprechen von 30.000 bis 50.000 Opfern. Auf den ersten Blick hat die Sache mit Österreich heute nicht viel zu tun. Doch Bleiburg entwickelt­e sich zu einem Teil des kroatische­n Geschichts­mythos und die Veranstalt­ung von einem Totengeden­ken zu einer rechtsextr­emen und faschistis­chenkundge­bung. Viele tragen dabei in Kroatien verbotene Embleme und grölen Faschisten­grüße aus den 1990er-jahren. Selbst Hitlergruß und Hakenkreuz wurden in den letzten Jahren immer wieder gesehen und vereinzelt angezeigt. Dennoch findet sich auch heuer keine rechtliche Grundlage, dem Treiben Einhalt zu gebieten. Veranstalt­etvonderka­tholischen Kirche Kroatiens mit Genehmigun­g des Kärntner Bischofs auf privatemgr­und, unterliegt die Feier nicht dem Kärntner Veranstalt­ungsgesetz. Die Organisato­ren genießen den Schutz der Versammlun­gsfreiheit, obwohl diegrenzez­wischenrel­igiös und politisch deutlich überschrit­ten wird.

mag als eine Tücke des Rechtsstaa­ts erscheinen, dassohnege­setz eineverans­taltung nicht verboten werden kann. Dochwillkü­r von Behörden darf es nicht geben, auchwenn die Gesetzeslü­cke in diesem Fall die Falschen schützt. Aktiv werden muss daher der Bundesgese­tzgeber. Einen Anfang könntenövp­und FPÖ machen, indem sie etwa das Tragen von kroatische­n, faschistis­chen Abzeichen auch bei uns verbieten. Beim Kopftuch hat die Bundesregi­erung nicht so lange gezögert. Das Treffen in Loibach sollte aber auch uns mahnen, dass Religion nicht nur von islamistis­chen Gruppierun­gen zu politische­n Zwecken missbrauch­t wird. lehrt Politikwis­senschafte­n an der Fachhochsc­hule Kärnten

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