„Gewürfelter Haufen mit Charakter-mängeln“
Frank Stronach, Buchautor, bilanzierte bei einem Heimatbesuch sein Abenteuer in der Politik.
Frank Stronach erzählte von der Barbarei der industriellen Tierhaltung und seiner 40 Hektar großen Rinderfarm in Amerika als Antwort darauf. Er könne sich nicht erinnern, dass Kinder früher je an Allergien gelitten hätten. Da sprach der Bio-agrarier in ihm: sein drittes Leben nach der Automobilbranche und der Politik. Jetzt schreibt der Rinderbauer Bücher, in denen esumseine sagenhafte Biografie geht, aber mehr nochumdie Bedingungen einer gerechteren Welt. „Die Frage aller Fragen: Woher kommen wir und und worauf steuern wir zu?“, so lautet der Titel seines jüngstes Bekenntnisbu- ches, das der gebürtige Weizer aus Kanada mitbrachte. Bei einem Abendessen in Graz, zu dem LH Hermann Schützenhöfer am Montag geladen hatte, zeigte es der 85-Jährige her und übersetzte Sätze daraus. Etwa: „Das Leben meinte es gut mit mir.“Die Politik weniger, aber auch hier scheint die Verbitterung überwunden. Stronach räumte ein, dass er die 60 Jahre zwischen seinemweggehen als junger, mittelloser Werkzeugmacher auf dem Kohle-dampfer und seiner Rückkehr als kulturell entfremdeter Chef eines Weltkonzerns unterschätzt habe. Er kam als Amerikaner, dem die Muttersprache abhan- dengekommen war. Wenn er in ihr sprach, sprach er in einer Fremdsprache, semantisch immer ein bis dreinuancen neben der Spur. Als es ihm bewusst wurde, war es zu spät. Er habe in Österreich „das Denken provozieren“wollen, eine Provokation mit den falschen Leuten. Ein „zusammengewürfelter Haufen“sei das gewesen, durchsetzt mit „Charakter-mängeln“, all das sei ihm mit den 150.000 Magna-mitarbeitern nicht passiert. Dort sei er nie laut geworden, als Politiker schon. An diesem Souveränitätsverlust, so Stronach, habe er gespürt, dass etwas nicht stimme. Hubert Patterer
Biobauerund Buchautor Frank Stronach mit seinem jüngsten Werk in Graz
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