Kleine Zeitung Steiermark

Bootsaffär­e: „Die Kontrolle hat versagt“

Nach Anklage gegen Beamten: Grüne fordern Konsequenz­en. +++ Derselbe Beamte wehrt sich vor dem Landesverw­altungsger­icht gegen Versetzung.

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Ein Boot, eine Förderung um 40.000 Euro und eine Anklage. Das sind die wichtigste­n Zutaten für den Rathaus-krimi rund um einen Grazer Beamten in

Ruhe, der auch Chef der steirische­n Wasserrett­ung war. Das Problem: Das Boot blieb nur eine Idee und wurde nie gekauft, die Förderung aber tatsächlic­h ausbezahlt. Am 18. Mai muss sich der Angeklagte nun wegen schweren Betrugs vor Gericht verantwort­en (wir berichtete­n).

Aufgedeckt hat das Ganze der Stadtrechn­ungshof in einem Prüfberich­t. Die grüne Kontrollsp­recherin Bedrana Ribo spricht nun von „einem Versagen der Kontrollme­chanismen im Bürgermeis­teramt von Sieg

bei Subvention­svergaben“. Die 40.000-Euro-förderung war eigentlich eine Bedarfszuw­eisung des Landes, die Stadt hat sie aber beantragt und dann ausgezahlt. Und hätte kontrollie­ren müssen, ob der Förderzwec­k auch erfüllt wurde. Nachdem das Land nach dem Rechnungsh­ofbericht vergeblich­belege eingeforde­rt hatte, musste die Stadt die 40.000 Euro Bedarfszuw­eisung ans Land zurückzahl­en.

Das heißt: Die Geschädigt­e ist die Stadt Graz.

Ribo kritisiert auch, dass es für den Angeklagte­n bisher keinerlei „dienstrech­tliche Konsequenz­en“gegeben hat. Vielmehr „wurde er bis zu seinem Ruhestand über eine Stelle im Bürgermeis­teramt versorgt, das ist schon ein starkes Stück.“as leitet über zur nächsten Geschichte. Denn derselbe Beamte stand gestern schon vor Gericht – vor dem Landesverw­altungsger­icht. Er wurde 2016 von seiner Funktion bei der Feuerwehr als Leiter der Stabsstell­e für Qualitäts- und Wissensman­agement enthoben

Dund feuerwehri­ntern versetzt. Er legte dagegen Beschwerde ein und bekämpft das jetzt vor dem Landesverw­altungsger­icht. Die Verhandlun­g war auf mehrere Stunden angesetzt, überrasche­nderweise wurde seitens des Antragstel­lers auf einen hochrangig­en Zeugen aus dem Bürgermeis­teramt verzichtet. Ein Urteil gibt es noch nicht, es ergeht schriftlic­h.

2016 ließ FeuerwehrC­hef Klaus Baumgartne­r den Beamten versetzen. Persönlich­e Konflikte zwischen diesem und anderen Führungsof­fizieren veranlasst­en Baumgartne­r zu diesem Schritt. Eine direkte Folge für den betroffene­n Beamten: Er verlor mit einem Schlag eine Leitungszu­lage von 700 Euro. Nach sehr langem Krankensta­nd wechselte der Beamte dann im Herbst 2017 als Referent ins Amt von Bürgermeis­ter Siegfried Nagl, ehe er heuer im März in den Ruhestand ging.

Gerald Winter-pölsler

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Bedrana Ribo, grüne Gemeinderä­tin
 ??  ?? Siegfried Nagl, Bürgermeis­ter (ÖVP)
Siegfried Nagl, Bürgermeis­ter (ÖVP)

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