Der längere Atem steigert die Gier
Nach dem 0:2 in Marseille geht Salzburg voll motiviert in das Rückspiel in einerwoche. Zuvor soll der erste von drei möglichen Titeln eingefahren werden.
Etwas Enttäuschung war bei Salzburg auch einen Tag nach der 0:2-Niederlage im Halbfinal-hinspiel der Europa League zu erkennen. „Wir haben das Spiel gemacht. Das war richtig stark. Schade, dass wir bei den beiden Gegentoren nicht gut verteidigt haben“, sagt Valon Berisha, der mit seinen Kollegen noch nie zuvor vor einer derartigen Kulisse mit 64.000 Zusehern gespielt hatte. „Wir waren die Mannschaft, die immer Gas gegeben und Fußball gespielt hat. Warum der Schiedsrichter beim Foul an Stefan Lainer keinen Elfmeter gegeben hat, kann ich nicht verstehen.“
Für das Rückspiel dürfte diemotivation riesengroß sein. Vor allem die Marseille-fans sorgen noch fürunmut. „Ich habe noch nie so viele Mittelfinger gesehen. Ich hatte das Gefühl, die Menschen in Marseille kommen nur mit einem Finger auf die Welt“, sagt Salzburg-trainer Marco Rose und schickt gleich eine Kampfansage hinterher. „Es fühlt sich unvollendet an. Wir hätten uns mehr verdient. Deshalb empfinde ich, dass da noch etwas passieren muss.“
Das kann nur deshalb geschehen, weil die Mannschaft in einem ausgezeichneten Fitnesszustand ist und derzeit – nach dem 55. (!) Pflichtspiel dieser Saison – keinen einzigen verletzten Spieler hat. „Wir sind physisch auf einem unglaublichen Niveau. Da muss ich ein großes Lob an alle Trainer, Physiotherapeuten und Ärzte aussprechen. Wir haben auch in Marseille hintenraus einfach mehr Luft gehabt“, sagt Rose. „Natürlich ist der Fitnesslevel nicht wie Anfang der Saison. Aber alle arbeiten professionell und beißen die Zähne zusammen. Wir fordern diesementalität und dass keiner nachlässt. Das ist in Summeaußergewöhnlich, was alle leisten, damit wir so marschieren können.“
Für viele gilt der Einzug in das Europa-league-halbfinale als Höhepunkt in der Klubgeschichte. Sportdirektor Christoph Freund winkt aber ab. „Klar ist das schon eine tolle Sache, aber wirwollen es nicht dabei belassen, wir wollen den Titel gewinnen“, sagt der 40-Jähri-
ge. Diese Aussage spiegelt die DNA der Salzburger wider. Das Maximum herauszuholen, sich in allen Belangen nicht mit dem Zweitbesten zufriedengeben – diese Messlatte legt sich jeder Einzelne in dieser Mannschaft und diesem Klub. Das erklärt auch die nicht zu
stillende Gier. Vier Doubles in Folge streichen eindrucksvoll die Dominanz in Österreich heraus. Am Sonntag könnte zumindest der fünfte Meistertitel fixiert werden. Wenn Salzburg in St. Pölten gewinnt und Sturm nicht gegen Rapid siegt, hätten die Mozartstädter Teil eins vom möglichen Triple schon vier Runden vor Bundesliga-schluss erfüllt. „Die Mannschaft hat bis jetzt immer eindrucksvoll gezeigt, dass