Noch einiges für die Waagschale
Sieben Ur- und Erstaufführungen: Karin Bergmanns letzte Saison am Burgtheater Wien widmet sich dem „Karneval der Wirklichkeit“.
Abschied von Karin Bergmann und „Willkommen beim Karneval der Wirklichkeit“. Dieses Zitat aus Miroslava Svolikovas Stück „europa flieht nach europa“steht über der letzten Spielzeit der Direktorin, die mit Ende der Saison 2018/19 das Burgtheater an Martin Kusˇej übergibt.
„Ich bin heute ziemlich stolz auf das, was uns gelungen ist“, sagte Bergmann bei ihrer fünften Spielplanpressekonferenz. „Ich habe alles eingelöst, was ich am Anfang komplett waghalsig versprochen habe, als man mich gefragt hat: Wo bleiben die großen Stoffe? Der neue Jedermann?“Doch ihre künstlerische Bilanz werde sie erst in einem Jahr ziehen, denn „ich glaube, wir können da noch einiges in die Waagschale werfen“. Sie habe aber hochgerechnet, dass sie in ihrer Direktionszeit gesamt 78,5 Prozentauslastung und 1,5 Millionen Besucher erreicht haben werde.
22 Premieren, darunter sieben Ur- und Erstaufführungen, sind angekündigt. Unter den Regisseuren finden sich große Namen: Claus Peymann (Ionescos „Die Stühle“), Johan Simons (Büchners „Woyzeck“), Michael Thalheimer (Horváths „Glaube Liebe Hoffnung“), Andrea Breth (Hauptmanns „Die Ratten“) oder Simon Stone, der Euripides’ „Medea“in die Gegenwart versetzt und mit einer realen Geschichte mischt.
Neben der Dramatisierung des Romans „Mephisto“von Klaus Mann (mit Nicholas Ofczarek als Hendrik Höfgen) und dem Burg-regiedebüt des Grazersnikolaus Habjan (er inszeniert am Akademietheater Werner Schwabs „Volksvernichtung“) finden sich auch einige spannende Projekte zum laufenden Gedenkjahr. Josef Haslinger schreibt auf Bergmanns Bitten an einem Text über Karl Renner, eine Matinee zum Republik-geburtstag ist ebenso geplant wie zu den Novemberpogromen.
Vier Uraufführungen finden sich auf dem Spielplan. Neben „Zu der Zeit der Königinmutter“, dem ersten deutschsprachigen Stück des im Kongo geborenen und in Graz lebenden Schriftstellers Fiston Mwanza Mujila („Tram 83“), sind dies die Dramatisierung von Clemens J. Setz’ Roman „Indigo“durch Jan Bosse, das Projekt „Das Zelt“von Herbert Fritsch, das im April im Burgtheater eine Art „vorgezogene Abschiedsfeier“werden soll, sowie im Mai als letzte Premiere im Akademietheater ein neues Stück von René Pollesch. Information, Karten, Abos: Tel.(01) 51 444-4145. www.burgtheater.at