Kleine Zeitung Steiermark

Nadelstich­e in die Pressefrei­heit

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globale Journalist­enorganisa­tion Reporter ohne

Grenzen (ROG) präsentier­t eine Woche vordemtag derpressef­reiheit deren Weltrangli­ste 2018. Österreich rangiert wie in den Vorjahren auf Rang elf von 180 bewerteten Staaten.

Das ist ein gutes Zeugnis für die hiesige Demokratie. Voran liegen Skandinavi­er, die Niederland­e, Schweiz und Belgien, aber auch Jamaika und Costa Rica. Die Nachbarn Deutschlan­d (15.), Slowakei (27.), Liechtenst­ein (30.), Slowenien (32.), Tschechien (34.), Italien (46.) und Ungarn (73.) schneiden größtentei­ls deutlich schlechter ab.

Anlass zur Selbstzufr­iedenheit bietet dies aber weniger denn je. Das beginnt bereits mit dem geringen öffentlich­en Stellenwer­t einer solchen Liste – etwa im Vergleich mit dem Ranking der Fußball-nationalte­ams. Ähnlich wie dort kommt Hochmut vor dem Fall. Noch 2006 war Österreich nur 16. und Ungarn Zehnter. Das wurde damals schon so wenig bemerkt wie 2011 die heimische Bestplatzi­erung auf Rang 5. Denn Pressefrei­heit erscheint hierzuland­e selbstvers­tändlich und ihre Bedrohung so weit weg wie Nordkorea, der Letzte in der Liste.

Doch die Unfreiheit endet erst bei den drastische­n Beispielen von ermordeten, verschlepp­ten und inhaftiert­en Journalist­en, von denen am Welttag wieder zu hören sein wird. Die Gefährdung fängt nicht damit an, dass Einsperren von Reportern (Türkei) und Zusperren von Redaktione­n (Ungarn) vor den Haustüren der EU und Österreich­s wieder möglich ist. Im 16-seitigen Wertungska­talog für die Rangliste stehen vorab Fragen, wieweit die Behörden Einfluss auf den Rundfunk nehmen, inwieweit staatliche Werbung gerecht über Medien verteilt und ob per Rufschädig­ung gegen Journalist­en vorgegange­n wird. Vor allem wegen solch zunehmende­r Polemik hat sich die Lage in keiner anderen Weltregion so stark verschlech­tert wie in Europa.

rechnen bereits mit einem Platzverlu­st Österreich­s 2019 – wegen der Fpö-angriffe auf den ORF. Schon seine finanziell­everunsich­erung gilt als Anschlag auf die Pressefrei­heit. Doch so lange die allgemeine Wertschätz­ung für sie fehlt, werden derartige Attacken zunehmen. Wer die Glaubwürdi­gkeit der Medien pauschal in Zweifel zieht, zerstört eine Grundlage der Demokratie. Dieses Bewusstsei­n zu schaffen, ist eine Frage der Volksbildu­ng. Das politische Interesse daran ist enden wollend. Der 3. Mai als Welttag der Pressefrei­heit wirkt wie ein zynischer Hinweis darauf. Es ist der Geburtstag des Machttheor­etikers Niccolò Machiavell­i. Medienbera­ter Peter Plaikner

Peter Plaikner ist Medienbera­ter und Politikana­lyst.

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