Der Kanzler, der Scheich und das Pferd
Diplomatie auf vier Beinen: Einen Lipizzaner brachte Kanzler Kurz als Geschenk in die Vereinigten Arabischen Emirate. Und die OMV freut sich über einen Millionendeal.
Sogar mit dem Auto dauert es eine ganze Weile, bis man vom großen, streng bewachten Eingangstor des Präsidentschaftspalastes in Abu Dhabi bis zum Hauptgebäude vorgedrungen ist. Prunkvolle Gärten und Springbrunnen säumen den Weg, im Inneren des gigantischen Hauses glitzern Gold und Marmor an allen Ecken und Enden. Hier, im Zentrum der Macht der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), wurde Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Sonntagnachmittag von Kronprinz Muhammad bin Zayid Al Nahyan empfangen.
Der Grund der Reise: Man wollte laut Kurz die bilateralen Beziehungen zwischen den VAE und Österreich stärken. Denn diese seien ein „wichtiger strategischer Partner in der Region“, man habe eine gute Tradition der politischen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Der erste außenpolitische Gratulationsanruf nach der Nationalratswahl sei immerhin vom Kronprinzen gekommen, erinnerte sich der Kanzler.
Bei dem Gespräch ging es auchumaktuelle politische Fragen. Die Vereinigten Arabischen Emirate, die als „wichtiger Player“in der Golfregion mitmischen, spielen laut Bundeskanzlerkurz auch imkampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“eine entscheidende Rolle. „Was hier sehr geschätzt wird, ist unsere Position zu den Themen Radikalisierung, Terrorismus und illegale Migration“, sagt Kurz. Kronprinz Muhammad bin Zayid Al Nahyan habe ihm „sehr deutlich“gesagt, dass er Österreichs Position in der Flüchtlingsfrage unterstütze und froh sei, „dass es Politiker in Europa gibt, die bei Fehlentwicklungen gegensteuern“. Darüber habe man sich „sehr intensiv ausgetauscht“.
der Reise an den Persischen Golf standen jedoch die wirtschaftlichen Beziehungen der beiden flächen- und einwohnermäßig vergleichbaren Länder. Angeführt wurde die hochrangigewirtschaftsdelegation, die bei der Reise mit dabei war, von der OMV und dervamedag, die hier, imsüdosten der Arabischen Halbinsel, zahlreiche Spitalsprojekte verfolgt. Die OMV brachte bei der Reise jenen Deal in trockene Tücher, der bereits vor einigen Wochen angekündigt worden war: Der teilstaatliche Ölund Gaskonzern kauft sich mit 20 Prozent in zwei Offshore-ölfelder der Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc) ein. Kaufpreis: 1,5 Milliarden Dollar (1,23 Milliarden Euro). Das erste der beiden Felder soll noch in diesem Jahr in Betrieb gehen, erklärte OMV-CHEF Rainer Seele. Dieser Kauf sei ein „Meilen- stein“für den Konzern, an dem Abu Dhabi eine Beteiligung von 24,9 Prozent hält.
Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) betonte die Wichtigkeit der Emirate für heimische Unternehmen. Aktuell seien hier 230 österreichische Firmen „erfolgreich tätig“. Diese sollen als „Brückenkopf“zu anderen Ländern der Golfregion dienen. Man wolle mit den Emiraten nun vor allem im Bereich der angewandten Forschung stär-