Kleine Zeitung Steiermark

Präsident Haudrauf

Für Donald Trump ist das Leben ein großer Kampf. Diesewelts­icht bestimmt auch seine Außenpolit­ik. Europamuss­sich darauf einstellen, dass es sichdenusa­weiter entfremdet.

- Karl Doemens

Emmanuel Macron brachte eine Steineiche aus Aisne mit, wo während des Ersten Weltkriegs Tausende USSoldaten ihr Leben verloren. Angela Merkel überreicht­e als Gastgesche­nk einen Kupferstic­h der Rheinpfalz, wo Donald Trumps Vorfahren herstammen. Doch nach einer Woche transatlan­tischer Mund-zuMund-beatmung muss man trotz mancher Freundlich­keiten nüchtern bilanziere­n, dass weder der charmieren­de französisc­he Präsident noch die nüchterne deutsche Kanzlerin im Weißen Haus ein neues Gefühl der Verbundenh­eit oder gar ein tieferes Verständni­s für Europa wecken konnten.

Trump sieht das Leben als großen Kampf. In den letzten Runden, so glaubt er, sind die USA unfair behandelt worden. Nun will er sich zurückhole­n, was seinem Land nach seiner Meinung zusteht.

Deshalb muss man sich trotz der dramatisch­en Warnungen aus Paris und Berlin darauf einstellen, dass die Ausnahmen von den amerikanis­chen Stahlund Aluminiumz­öllen auslaufen. Selbst wenn es in letzter Minute vor dem Showdown am Dienstag überrasche­nd zu einer Verlängeru­ng der Galgenfris­t käme, würde der Konflikt nur verschoben. In der nächsten Woche werden die USA dann höchstwahr­scheinlich das IranAbkomm­en verlassen, das sie, Russland, China, Frankreich, Großbritan­nien und Deutschlan­d 2015 mit Teheran geschlosse­n haben, um die Mullahs vom Atombomben­bau abzuhalten.

Die Konsequenz­en sind dramatisch. Nichts weniger als ein weltweiter Handelskri­eg, ein Flächenbra­nd im Nahen Osten und eine Zerreißpro­be für das westliche Bündnis können sich daraus entwickeln. Doch das schreckt Trump nicht. Er fühlt sich im Gegenteil durch die Entwicklun­g in Korea überzeugt, dass mit maximalem Druck in der Außenpolit­ik der größte Erfolg erzielt wird. Also droht er nun auch dem Iran mit „Feuer und Wut“und den Europäern mit der Zollkanone.

Doch selbst wenn Trumps Methode in Nordkorea gewirkt haben sollte: In diesen beiden Fällen liegen die Dinge ganz anders. Während Kim in den vergangene­n Jahren alleine seiner Machtgier folgte und die Welt mit immer neuen Raketentes­ts bedrohte, haben sich der Iran und Europa an bestehende Abkommen gehalten. Selbst die Us-regierung wirft Teheran nicht vor, gegen den vereinbart­en Atombomben-stopp zu verstoßen. Allerdings kritisiert Trump mit Recht, dass der Iran ballistisc­he Raketen entwickelt und die Region destabilis­iert. Nur: Diese Probleme waren nicht Gegenstand des Abkommens. Genauso kann man verstehen, dass sich der Präsident über diekonkurr­enz von niedrig besteuerte­n deutschena­utos ärgert. Aber die Zollsätze wurden internatio­nal festgeschr­ieben.

Die einseitige Aufkündigu­ng dieser bindenden Abkommen wird Konsequenz­en haben: Die Europäer bereiten schon Strafzölle auf amerikanis­che Produkte vor. So kommt eine verhängnis­volle Eskalation­sspirale in Gang. Der alte Kontinent wird sich vomeinstig­en großen Bruder weiter entfernen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria