Kleine Zeitung Steiermark

Gute Konjunktur heilt keine Strukturpr­obleme

- Wolfgang Nagl

brummende Konjunktur sorgt momentan für einen erfreulich­en Beschäftig­ungsanstie­g. So gingen im März um rund 90.000Mensche­n mehr einer Arbeit nach als im Vorjahresz­eitraum. Weil die sozialen Sicherungs­systeme hierzuland­e hauptsächl­ich durch Erwerbsarb­eit finanziert werden, werden auch die Einnahmen derpension­sversicher­ung steigenund­so zu einer spürbaren Entlastung führen. Die strukturel­len Finanzieru­ngsproblem­e werden dadurch aber nicht beseitigt. Jahr für Jahr müssen aus dem Bundesbudg­et Milliarden­beträge in die Pensionsve­rsicherung zugeschoss­en werden. Laut dem letzten Bericht der Pensionsko­mmission wird der gesamte Bundeszusc­huss 2018 erstmals auf über 10 Milliarden Euro klettern – ohne Beamtenpen­sionen. Auch wenn durch die gute Konjunktur die Lücke etwas geringer ausfällt, wird die benötigte Finanzspri­tze in den nächsten Jahren höher ausfallen. Bis 2021 wird der Zuschuss auf über 12 Milliarden Euro angestiege­n sein. Auch in der weiteren Entwicklun­g ist nicht mit einer Entspannun­g zu rechnen. Während 2017 noch 3,3 Personen im erwerbsfäh­igen Alter auf einen über 65-Jährigen kamen, werden dies 2030 nur noch 2,5 und 2050 sogar nur noch zwei Erwerbsfäh­ige sein.

Neben der schon länger niedrigen Geburtenra­te liegt dies daran, dass wir erfreulich­erweise immer älter werden. Mit der steigenden Lebenserwa­rtung wachsen aber auch die Pensionsau­sgaben. Um die Finanzieru­ng der Pensionen auf feste Beine zu stellen, ist es daher unumgängli­ch, die Lebenserwa­rtung bei den Pensionen zu berücksich­tigen. Schweden, mit seiner traditione­ll sehr sozial eingestell­ten Bevölkerun­g, hat es vorgemacht: Dort hängt die Höhe der Pension von der erwarteten Bezugsdaue­r ab. Weiterhin bloß auf einen Anstieg des tatsächlic­hen Pensionsan­trittsalte­rs zu setzen, ist zu kurz gedacht.

Wer länger arbeitet, erwirbt auch höhere Pensionsan­sprüche.

Anhebung des gesetzlich­en Pensionsal­ters steigen dadurch die zukünftige­n Pensionsko­sten. Man erkauft sich nur Zeit und verschiebt die Finanzieru­ngsproblem­atik auf zukünftige Generation­en.

ist Ökonom bei der Agenda Austria

„Biszumjahr 2021 wird der Zuschuss zu den Pensionen auf über 12 Milliarden Euro angestiege­n sein.“

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