Zur Person
kers, und die springen weiter, laufen schneller – buchstäblich. Im Sport ist Coachen vommentaltrainer bis zum Ernährungsberater ja üblich, in der Kunst aber noch gar nicht. Auch da könnte man nachdenken, wie man sich künftig besser rüstet.
Ihr nächstes Symposium befasst sich mit alldem: „Zukunftsmusik“, was haben Sie denn da für eine Kunstuniversität?
Beim Symposium selbst geht es um die Trias Medientechnologie, Musikmarketing und Globalisierung. Dabei wollen wir schauen: Bilden wir heute noch richtig aus? Das ist eine Frage, mit der derzeit Universitäten in allerwelt befasst sind. Diewissensmenge ist ja mittlerweile derart groß, dass längst nicht mehr alles vermittelt werden kann. Also müssen wir überlegen: Welche Aspekte nehme ich heraus? Welche Fähigkeiten bringe ich den Studierenden bei, damit sie später nicht nur Herzblut für ihre Kunst haben, sondern dafür auch die Butter aufs Brot bekommen?
Und in welche Zukunftsthemen müssen sich die Universitäten selbst als Institutionen vertiefen?
Die gesellschaftspolitische Verantwortung der Universitäten hat ein unglaubliches Gewicht SYMPOSIUM
bekommen. Ich war unlängst bei einer Rektorenkonferenz in Zürich, und da ging es um zwei Schwerpunkte: Solidarität im Hochschulbetrieb – siehe Ungarn, siehe Türkei. Und um Werte: Welche leben wir vor, repräsentieren wir? Welche Fragen stellen wir uns in dieser unruhigen Welt, in der sogar demokratische Länder abdriften, so rechtzeitig, dass wir uns so rasch wie möglich mit den Antworten beschäftigen können. All das spielt natürlich in die Ausbildung der Studierenden hinein. Gerade, wenn diewerte und zuweilen sogar schon die Grundwerte verfallen, müssen die Universitäten als Role Models fungieren. Darum positionieren und verstehen sie sich auch immer stärker als Menschenbildungsstätten. Elisabeth Freismuth, geb. am 14. 12. 1955 in Wien. Studium Jus, Geschichte und Kunstgeschichte in Wien. Ab 1989 Rektoratsdirektorin der Musikuniversität Wien. Ab 2008 Sektionschefin im Wissenschaftsministerium (Budget, Personal). Seit Oktober 2014 Rektorin der Kunstuniversität Graz.
Auf der anderen Seite hat man das Gefühl, die Wirtschaft hätte Absolventen am liebsten als gut geölte Zahnräder, die perfekt in die große Maschine passen.
Natürlich wirkt der Ökonomisierungsdruck auch auf dieuniversitäten. Aber in unserem hoch technologisierten, durchdigitalisierten Zeitalter dürfen Kunst, Kultur, Sozial- und Geisteswissenschaften in ihrerrelevanz nicht geringer werden.
Wie würden Sie jemandem in aller Kürze die DNA der Kunstuniversität Graz beschreiben?
Da ist die traditionell starke Südosteuropa-achse. Top sind wir im Jazz, in der Kammermusik, natürlich im Zeitgenössischen. Und in der künstlerischwissenschaftlichen Forschung, mit der beispielhaften Doktoratsschule, übrigens seit dem Vorjahr erstmals mit eigener Professur.
Und was könnte die Gene Ihres Hauses noch stärken?
Ich habe die Vision, dass ein Cluster zeitgenössischer Kunst entsteht: mit Tanz, Film, Neuen Medien, Literatur, bildender Kunst, die andocken sollen an das, was wir bereits haben. Aber nicht im Sinne von Ausweitung, sondern vonvertiefung unserer Lehrangebote.