Kleine Zeitung Steiermark

Traurige Bilanz am Tag der Pressefrei­heit

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Bilanziert wird eine „dramatisch­e Verschlech­terung auch in Europa“mit einer Journalist­en-hatz durch autoritäre Politiker.

der Pressefrei­heit, der vor einem Vierteljah­rhundert von den Vereintenn­ationen eingeführt­e wurde, gibt es nichts zu feiern: „Die Pressefrei­heit und damit eines der wichtigste­n Grundrecht­e der Menschheit nimmt weltweit ab“, bilanziert der „Österreich­ische Journalist­en Club“in einer Aussendung und fügt hinzu: „Autoritäre Politiker sorgen auch in Europa für eine Hatz auf Journalist­innen und Journalist­en.“

Laut „Reporter ohne Grenzen“hat sich die Lage der Pressefrei­heit im vergangene­n Jahr in keiner anderen Weltregion so stark verschlech­tert wie in Europa. So gebe es in Ungarn „schwarze Listen“von unliebsame­nreportern undautoren. In Tschechien, Polen, Spanien und Serbien sind Journalist­en zunehmend medienfein­dlicherhet­ze durch Politiker ausgesetzt. Österreich liegt im Ranking wie im Vorjahr stabil auf Platz 11.

Fred Turnheim, der Präsident des Österreich­ischen Journalist­en Clubs, findet klare Worte: „Außer schöner Worte tun die Politiker rein gar nichts, um die Pressefrei­heit weltweit zu verbessern. Wir fordern daher Sanktionen gegen Mitgliedss­taaten der Vereinten Nationen, des Europarate­s und der Europäisch­en Union, die Journalist­enmorde nicht aufklären, Journalist­en inhaftiere­n oder bedrohen.“

Im Zentrum der Kritik steht nicht nur an diesem Tag die türkische Führung: Reporter ohne Grenzen spricht von 35 Journalist­en in türkischer Haft. „Die Pressefrei­heit in der Türkei liegt seit fast zwei Jahren in Ketten“, bilanziert Janine Uhlmannsie­k, Expertin für Europa und Zentralasi­en bei Amnesty Deutschlan­d. Ihre Statistik ist noch beängstige­nder, verweist sie doch auf mehr als 170 Journalist­en, die seit derausrufu­ng des Ausnahmezu­stands im Juli 2016 inhaftiert wurden. Andere, wie die deutsche Journalist­inme¸saletolu und ihr kleiner Sohn, werden als Geiseln festgehalt­en.

Zudem seien zahlreiche Medienhäus­er geschlosse­n worden. „Die türkische Regierung missbrauch­t die weitreiche­nden Befugnisse, die sie durch den von Staatspräs­ident Recep Tayyip Erdogan˘ ausgerufen­en Ausnahmezu­stand erhält, um die Zivilgesel­lschaft zu unter- drücken und kritische Stimmen zum Schweigen zu bringen“, betont die Amnesty-mitarbeite­rin.

Schauplatz­wechsel: Noch immer nicht aufgeklärt ist der Mord an der maltesisch­en Investigat­iv-reporterin Daphne Caruana Galizia mehr als ein halbes Jahr nach der Tat. Die Aufdeckeri­n war im Oktober 2017 durch eine unter ihrem Auto befestigte Bombe getötet worden. Auch beim Doppelmord am slowakisch­en Investigat­iv-journalist­en Ján Kuciak und seinerverl­obten im Februar 2018 wurden bislang keine Täter gefunden bzw. überführt. Die beiden 27-Jährigen waren von ihren Mördern regelrecht hingericht­et worden.

Anteilnahm­e: „Mit der Ermordung von Daphne Caruana Galizia in Malta und Ján Kuciak in der Slowakei sind jüngst auch innerhalb der Europäisch­en Union zwei Redakteure gewaltsam zu Tode gekommen. Ihr Tod ist der tragische Beweis dafür, dass die Pressefrei­heit auch bei uns verwundbar ist“, konstatier­t Thomas Kralinger, Präsident vom Verband Österreich­ischer Zeitungen (VÖZ).

Im globalen Bericht 2017 der Reporter ohne Grenzen werden 65 getötete, 326 inhaftiert­e und 54 als Geisel gehaltene Journalist­en gelistet. Damit ergibt sich für die letzten 15 Jahre eine traurige Bilanz von 1035 getöteten Journalist­en. Allein heuer wurden weltweit 21 Journalist­innen und Journalist­en ermordet, 317 sind inhaftiert. Und nicht nur offene Gewalt ist eine Gefahr für die völkerrech­tlich garantiert­e Presse- undmeinung­sfreiheit!

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Mehr als 170 Journalist­en sind in der Türkei inhaftiert

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