Kleine Zeitung Steiermark

Menschen anstupsen“

- Von Thomas Götz

Barbara Glück leitet seit 12 Jahren die Gedenkstät­te im einstigen Kzmauthaus­en, woheute die große Gedenkfeie­r stattfinde­t. Ein Gespräch über Erinnerung, Vergessen und denwert von Fragen.

dere Menschen umgebracht oder ins Lager deportiert werden, woher kommt die? Das ist nicht erst 1938 entstanden. Die Feindbilde­r gab es schon vorher, diesesaufh­ören zu denken, etwas kritisch zu hinterfrag­en.

Gewöhnt man sich an diese Arbeit, diesen Ort?

Ich hoffe, man gewöhnt sich nie daran, an die Tragik und die Dimensione­n.

Was wollen Sie erreichen?

Ich möchte erreichen, dass Menschen nachdenken, dass sie mit mehr Fragen nach Hause gehen, als sie zu uns gekommen sind. Dass sie nachdenken, was heute in der Welt passiert und was damals passiert ist, weil man weggeschau­t hat.

Wie macht man das?

Unser Vermittlun­gsprogramm beruht auf Interaktio­n. Es ist kein Vortrag, sondern wir binden jeden ein, der mit uns einen Rundgang macht. Wir fragen nach, was seht ihr da? Was könnt ihr erkennen? Was könnte das gewesen sein, was könnte es bedeutet haben?

Ein Beispiel?

Wir stehen bei der Steinbruch­kante, gegenüber ist die Todesstieg­e und wir sehen auf der anderen Seite Häuser auf einem Hügel. Ich frage: Hat es die Häuser damals vielleicht schon gegeben? Habt ihr einen freien Blick hinüber? Hatten die Leute, die dort gelebt haben, auch einen freien Blick auf den Steinbruch? Was glaubt ihr, haben die gesehen oder nicht gesehen?

Wie reagieren junge Leute?

Jeder fängt an, nachzudenk­en. Dann kommen solcheauss­agen wie: „Ich hätte mich damals nie getraut, irgendetwa­s dagegen zu machen.“Oder: „Wieso haben die denn nichts gemacht?“Dann sage ich: „Das kann ich euch nicht beantworte­n. Wir können uns nicht hineinvers­etzen, was damals war und wie es war. Wir wissen nicht, was die gesehen haben oder nicht und

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