Menschen anstupsen“
Barbara Glück leitet seit 12 Jahren die Gedenkstätte im einstigen Kzmauthausen, woheute die große Gedenkfeier stattfindet. Ein Gespräch über Erinnerung, Vergessen und denwert von Fragen.
dere Menschen umgebracht oder ins Lager deportiert werden, woher kommt die? Das ist nicht erst 1938 entstanden. Die Feindbilder gab es schon vorher, diesesaufhören zu denken, etwas kritisch zu hinterfragen.
Gewöhnt man sich an diese Arbeit, diesen Ort?
Ich hoffe, man gewöhnt sich nie daran, an die Tragik und die Dimensionen.
Was wollen Sie erreichen?
Ich möchte erreichen, dass Menschen nachdenken, dass sie mit mehr Fragen nach Hause gehen, als sie zu uns gekommen sind. Dass sie nachdenken, was heute in der Welt passiert und was damals passiert ist, weil man weggeschaut hat.
Wie macht man das?
Unser Vermittlungsprogramm beruht auf Interaktion. Es ist kein Vortrag, sondern wir binden jeden ein, der mit uns einen Rundgang macht. Wir fragen nach, was seht ihr da? Was könnt ihr erkennen? Was könnte das gewesen sein, was könnte es bedeutet haben?
Ein Beispiel?
Wir stehen bei der Steinbruchkante, gegenüber ist die Todesstiege und wir sehen auf der anderen Seite Häuser auf einem Hügel. Ich frage: Hat es die Häuser damals vielleicht schon gegeben? Habt ihr einen freien Blick hinüber? Hatten die Leute, die dort gelebt haben, auch einen freien Blick auf den Steinbruch? Was glaubt ihr, haben die gesehen oder nicht gesehen?
Wie reagieren junge Leute?
Jeder fängt an, nachzudenken. Dann kommen solcheaussagen wie: „Ich hätte mich damals nie getraut, irgendetwas dagegen zu machen.“Oder: „Wieso haben die denn nichts gemacht?“Dann sage ich: „Das kann ich euch nicht beantworten. Wir können uns nicht hineinversetzen, was damals war und wie es war. Wir wissen nicht, was die gesehen haben oder nicht und