Bürgerlicher Realo erobert
Als Überraschung wertet Restösterreich diewahl des Grünen Georg Willi zum Bürgermeister der Tiroler Hauptstadt. In Innsbruck selbst hat man denwahlentscheid eigentlich erwartet.
Wie ist es möglich, dass mitten in der Krise der Partei ein Grüner der erste Bürgermeister einer Landeshauptstadt wird? Das war gestern die meistgestellte Frage bei der Stichwahl in Innsbruck. Aufs Erste ist sie ganz einfach zu beantworten: Wahlsieger Georgwilli ist kein linker, sondern ein konservativer Grüner. Ein Linker hätte in der Stadt am Inn keine Chance gehabt. Aber die Ursachen für den Sieg des 59-Jährigen, der am Wahltag auch Geburtstag feierte, sind natürlich vielfältiger.
zeigte ein Vorfall in der Woche vor der Innsbrucker Wahl deutlich. Da hatte der leidenschaftliche Sänger in einem Interview angemerkt, dass einem Innsbrucker Bürger ein leistbares Dach über demkopfwohl wichtiger sei als das Binnen-i. Das hat seinevorgängerin als grüne Bürgermeister-kandidatin Sonja Pitscheider dermaßen verärgert, dass sie Tage vor der Wahl aus der Partei austrat. Sie sprach vom Verrat an grünen Ideen. Doch just dieser Racheakt dürftewilli zu noch mehr Sympathie bei den Wählern verholfen haben. Damit streifte er den Geruch des Sektierertums ab, der in den letzten Wochen und Monaten zum Niedergang der Umweltpartei geführt hatte.
Der Chorleiter in der altehrwürdigen Kirche des Stadtteils Höttingwurde 1989 in den Innsbrucker Gemeinderat gewählt, damals noch für die Vereinten Grünen (VGÖ). Nach dervereinigung der VGÖ mit der Grünen Alternative wechselte der überzeugte Radfahrer 1994 als Klubobmann in den Tiroler Landtag. Bei der Landtagswahl 2003 schafften die Grünen mit Willi als Landessprecher mit 15,6 Prozent der Wählerstimmen ihren bis dorthin größten Sieg bei Landes- und Bundeswahlen. Zuletzt vertrat der Vater eines Sohnes sein Heimatland Tirol im Nationalrat.
Im Bürgermeister-wahlkampf hat Willi seine Qualitäten unter Beweis gestellt: Er kann zuhören und erklären. Seine eigene Einschätzung dazu: „Ich lasse die Leute ganz viel reden und frage nach. So treten die Interessen hinter dem hervor, was sie sagen.“Für den aus Tirol stammenden Politikberater Peter Plaikner ist „der Georg“, wie sie ihn in der Partei nennen, seit Jahren der logische Bürgermeister-kandidat der Grünen gewesen. Bei der basisdemokratischen Kandidatenwahl für die Kommunalwahlen in Innsbruck hat er die amtierende Vizebürgermeisterin Pitscheider „ausgestochen“.
nicht gekommen. Ende 2017 hat er den Ex-nationalratsabgeordneten Dieter Brosz als Berater engagiert. Dieser hatwillisteamgeschult und zwar in „politischer Verhandlungsführung“, um im Ernstfall gewappnet zu sein.