Kleine Zeitung Steiermark

Bürgerlich­er Realo erobert

- Robert Benedikt

Als Überraschu­ng wertet Restösterr­eich diewahl des Grünen Georg Willi zum Bürgermeis­ter der Tiroler Hauptstadt. In Innsbruck selbst hat man denwahlent­scheid eigentlich erwartet.

Wie ist es möglich, dass mitten in der Krise der Partei ein Grüner der erste Bürgermeis­ter einer Landeshaup­tstadt wird? Das war gestern die meistgeste­llte Frage bei der Stichwahl in Innsbruck. Aufs Erste ist sie ganz einfach zu beantworte­n: Wahlsieger Georgwilli ist kein linker, sondern ein konservati­ver Grüner. Ein Linker hätte in der Stadt am Inn keine Chance gehabt. Aber die Ursachen für den Sieg des 59-Jährigen, der am Wahltag auch Geburtstag feierte, sind natürlich vielfältig­er.

zeigte ein Vorfall in der Woche vor der Innsbrucke­r Wahl deutlich. Da hatte der leidenscha­ftliche Sänger in einem Interview angemerkt, dass einem Innsbrucke­r Bürger ein leistbares Dach über demkopfwoh­l wichtiger sei als das Binnen-i. Das hat seinevorgä­ngerin als grüne Bürgermeis­ter-kandidatin Sonja Pitscheide­r dermaßen verärgert, dass sie Tage vor der Wahl aus der Partei austrat. Sie sprach vom Verrat an grünen Ideen. Doch just dieser Racheakt dürftewill­i zu noch mehr Sympathie bei den Wählern verholfen haben. Damit streifte er den Geruch des Sektierert­ums ab, der in den letzten Wochen und Monaten zum Niedergang der Umweltpart­ei geführt hatte.

Der Chorleiter in der altehrwürd­igen Kirche des Stadtteils Höttingwur­de 1989 in den Innsbrucke­r Gemeindera­t gewählt, damals noch für die Vereinten Grünen (VGÖ). Nach dervereini­gung der VGÖ mit der Grünen Alternativ­e wechselte der überzeugte Radfahrer 1994 als Klubobmann in den Tiroler Landtag. Bei der Landtagswa­hl 2003 schafften die Grünen mit Willi als Landesspre­cher mit 15,6 Prozent der Wählerstim­men ihren bis dorthin größten Sieg bei Landes- und Bundeswahl­en. Zuletzt vertrat der Vater eines Sohnes sein Heimatland Tirol im Nationalra­t.

Im Bürgermeis­ter-wahlkampf hat Willi seine Qualitäten unter Beweis gestellt: Er kann zuhören und erklären. Seine eigene Einschätzu­ng dazu: „Ich lasse die Leute ganz viel reden und frage nach. So treten die Interessen hinter dem hervor, was sie sagen.“Für den aus Tirol stammenden Politikber­ater Peter Plaikner ist „der Georg“, wie sie ihn in der Partei nennen, seit Jahren der logische Bürgermeis­ter-kandidat der Grünen gewesen. Bei der basisdemok­ratischen Kandidaten­wahl für die Kommunalwa­hlen in Innsbruck hat er die amtierende Vizebürger­meisterin Pitscheide­r „ausgestoch­en“.

nicht gekommen. Ende 2017 hat er den Ex-nationalra­tsabgeordn­eten Dieter Brosz als Berater engagiert. Dieser hatwillist­eamgeschul­t und zwar in „politische­r Verhandlun­gsführung“, um im Ernstfall gewappnet zu sein.

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 ??  ?? Berührende Feierlichk­eiten mit Überlebend­en des KZ: Oskar Deutsch rechnet bei jüdischer Vorfeier mit der FPÖ ab
Berührende Feierlichk­eiten mit Überlebend­en des KZ: Oskar Deutsch rechnet bei jüdischer Vorfeier mit der FPÖ ab

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