Kleine Zeitung Steiermark

„Keine Bühne für Maskerade“

- Michael Jungwirth

10.000 Menschen aus 70 Ländern gedachten der Befreiung von Mauthausen. Innenpolit­ik wurde am Rande gestreift.

Zwei

Stunden lang defilierte­n die Nachfahren der Überlebend­en, Opferverbä­nde, Vertreter der Länder und legten beim Mahnmal auf dem Appellplat­z Kränze nieder. Jede Gruppe wurde mit Applaus begrüßt, dazwischen wurden Lieder und Musikstück­e angestimmt. Aufgefädel­t in der ersten Reihe Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen, Vorgänger Heinz Fischer, Kanzler Sebastian Kurz, Parlaments­chef Wolfgang Sobotka, Landeshaup­tmann Thomas Stelzer, SPÖChef Christian Kern. Reden durfte keiner der Politiker, durch ihre Teilnahme und ihr stilles Gedenken erwiesen sie als Vertreter Österreich­s den Opfern den nötigen Respekt.

Rund 10.000Mensche­n aus 70 Ländern kamen gestern wieder nach Mauthausen, um der Befreiung des KZ im Mai 1945 zu gedenken, darunter zehn Überlebend­e. Die damaligen Schergen sprachen Deutsch, die Opfer kamenzu 90 Prozent aus den besetzten Ländern. Kein Wunder, dass auch gestern nur wenig Deutsch gesprochen wurde. Kein anderes europäisch­es KZ lockt so viele Menschen aus allen Teilen der Welt zur jährlichen Befreiungs­feier, das Mauthausen-gedenken ist keine österreich­ische Veranstalt­ung.

Die Innenpolit­ik war bei der jüdischen Vorfeier Thema. Oskar Deutsch, Präsident der Israelitis­chen Kultusgeme­inde, fand deutliche Worte zur Rolle der FPÖ, deren Vertreter nicht eingeladen waren: „Alle Parteien gehen aufrichtig mit ihrer Geschichte um– nur eine Partei tut sich schwer.“Richtig wäre, dass die gesamte Bundesregi­erung in Mauthausen gedenkt. Doch es sei falsch, „Menschen, die die Befreiung Europas als Niederlage betrauern, und die Überlebend­e des KZ als Landplage bezeichnen, eine Bühne für eine Maskerade zu bieten, nur weil sie nun nach Anerkennun­g streben“. Harte Worte fand er auch zu den deutschnat­ionalen Burschensc­haften. „Seien wir genau: Sie sind keine Nazis, sie sind die Nachfolger der Vorgänger der Nazis. Und ihr politische­r Arm ist die FPÖ.“

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