„Keine Bühne für Maskerade“
10.000 Menschen aus 70 Ländern gedachten der Befreiung von Mauthausen. Innenpolitik wurde am Rande gestreift.
Zwei
Stunden lang defilierten die Nachfahren der Überlebenden, Opferverbände, Vertreter der Länder und legten beim Mahnmal auf dem Appellplatz Kränze nieder. Jede Gruppe wurde mit Applaus begrüßt, dazwischen wurden Lieder und Musikstücke angestimmt. Aufgefädelt in der ersten Reihe Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Vorgänger Heinz Fischer, Kanzler Sebastian Kurz, Parlamentschef Wolfgang Sobotka, Landeshauptmann Thomas Stelzer, SPÖChef Christian Kern. Reden durfte keiner der Politiker, durch ihre Teilnahme und ihr stilles Gedenken erwiesen sie als Vertreter Österreichs den Opfern den nötigen Respekt.
Rund 10.000Menschen aus 70 Ländern kamen gestern wieder nach Mauthausen, um der Befreiung des KZ im Mai 1945 zu gedenken, darunter zehn Überlebende. Die damaligen Schergen sprachen Deutsch, die Opfer kamenzu 90 Prozent aus den besetzten Ländern. Kein Wunder, dass auch gestern nur wenig Deutsch gesprochen wurde. Kein anderes europäisches KZ lockt so viele Menschen aus allen Teilen der Welt zur jährlichen Befreiungsfeier, das Mauthausen-gedenken ist keine österreichische Veranstaltung.
Die Innenpolitik war bei der jüdischen Vorfeier Thema. Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, fand deutliche Worte zur Rolle der FPÖ, deren Vertreter nicht eingeladen waren: „Alle Parteien gehen aufrichtig mit ihrer Geschichte um– nur eine Partei tut sich schwer.“Richtig wäre, dass die gesamte Bundesregierung in Mauthausen gedenkt. Doch es sei falsch, „Menschen, die die Befreiung Europas als Niederlage betrauern, und die Überlebende des KZ als Landplage bezeichnen, eine Bühne für eine Maskerade zu bieten, nur weil sie nun nach Anerkennung streben“. Harte Worte fand er auch zu den deutschnationalen Burschenschaften. „Seien wir genau: Sie sind keine Nazis, sie sind die Nachfolger der Vorgänger der Nazis. Und ihr politischer Arm ist die FPÖ.“