Kleine Zeitung Steiermark

Kind siegt mit Unentschie­den

- Von Martin Gasser

Über junge Philosophe­n im Werbeferns­ehen.

des Glückes großer Waage/steht die Zunge selten ein/du musst steigen oder sinken/du musst herrschen und gewinnen/oder dienenundv­erlieren/leiden oder triumphier­en/ Amboss oder Hammer sein“. Wer so daherredet, den heißen die Leute „Klassiker“und „Dichterfür­st“. In diesem Fall Johannwolf­gang von Goethe, der sich zeit seines Lebens viele Gedanken gemacht hat. Und hier zum Schluss kam, diewelt in Sieger undverlier­er zu separieren.

Ein anderes Bild zeigt sich, wenn man daswochene­nde auf diversen Spartenkan­älen zubringt. Offenbar sind dort Werbezeite­n zu so günstigen Bedingunge­n zu haben, dass NGOS, Tierschutz­verbände, soziale Einrichtun­gen aller Art um Spenden bitten können. Darunter auch die

SOS Kinderdörf­er, die für eine Kampagne Kinder zum Thema Sport befragten. Ein Bub sagt in etwa: „Fußball ist so schön, weil es manchmal unentschie­den ausgeht.“Das sitzt. Das Kind spricht von einerwelt, die nicht unbedingt aus Siegern und Verlierern, aus Spitzenrei­tern und Abgehängte­n, aus welchem im Licht und solchen im Schattenbe­stehenmuss. Vielleicht ist es um die Zukunft ja doch nicht so schlecht bestellt, wenn ein Kind in derwerbung solche Einsichten von sich gibt. Es lebe das Unentschie­den! Der Zwischenst­and lautet jetzt dennoch – Kind: 1, Goethe: 0.

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