Wie die Musik den Heldenplatz erobert hat
Jahrelang dominierten die Burschenschafter am 8. Mai den Heldenplatz. Seit 2013 spielen die Symphoniker auf. Beim Festakt am Vormittag im Kanzleramt spricht Arik Brauer. Kultusgemeinde boykottiert wegen FPÖPräsenz Festakt.
Jahrelang war am 8. Mai der Heldenplatz in der Hand der schlagenden Burschenschafter. Still und leise hatten sich die Deutschnationalen der Krypta mit dem Grabmal des Unbekannten Soldaten bemächtigt, um beim traditionellen „Totengedenken“den Gefallenen des Zweiten Weltkriegs die Ehre zu erweisen. In welchem Kontext das Ereignis stand, enthüllt eine Aussage des blauen Chefideologen Andreas Mölzer aus dem Jahr 1985:„Wer von Befreiung spricht, verhöhnt all die Opfer, die die deutsche Nation im Jahre 1945 zu beklagen hat- te.“In der Zwischenzeit nimmt sogar Mölzer das Wort „Befreiung“in den Mund.
Dass sich dierepublik bei der Einordnung der historischen Zäsur schwertut, weiß jeder ältere Österreicher: Der 8. Mai markierte, so die Diktion, das Kriegsende. Von einem Tag der Befreiung von der Ns-diktatur, gar einem Tag der Freude war nie die Rede. Noch dazu begann dann, wie es in jedem Schulbuch hieß, die „Besatzungszeit“.
Die Eroberung des Heldenplatzes durch die Wiener Symphoniker begann 2012. Seit der Jahrtausendwende war das „Totengedenken“von lautstarken Protesten begleitet – meist mit ei- nem Großaufangebot der Polizei. An den Gegendemonstrationen 2012 nahmen auch der Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-pokorny und Willi Mernyi , Chef des MauthausenKomitees, teil. „Daswar alles so würdelos“, erzählt Mernyi , „dass wir übereingekommen sind, denheldenplatz am 8. Mai neu zu definieren.“Mit einem geschickten Schachzug vertrieb Verteidigungsminister Gerald Klug die Burschenschaften vor der Krypta: 2013 hielt das Bundesheer erstmals eine Mahnwa-