Kleine Zeitung Steiermark

Wie die Musik den Heldenplat­z erobert hat

- Von Michael Jungwirth

Jahrelang dominierte­n die Burschensc­hafter am 8. Mai den Heldenplat­z. Seit 2013 spielen die Symphonike­r auf. Beim Festakt am Vormittag im Kanzleramt spricht Arik Brauer. Kultusgeme­inde boykottier­t wegen FPÖPräsenz Festakt.

Jahrelang war am 8. Mai der Heldenplat­z in der Hand der schlagende­n Burschensc­hafter. Still und leise hatten sich die Deutschnat­ionalen der Krypta mit dem Grabmal des Unbekannte­n Soldaten bemächtigt, um beim traditione­llen „Totengeden­ken“den Gefallenen des Zweiten Weltkriegs die Ehre zu erweisen. In welchem Kontext das Ereignis stand, enthüllt eine Aussage des blauen Chefideolo­gen Andreas Mölzer aus dem Jahr 1985:„Wer von Befreiung spricht, verhöhnt all die Opfer, die die deutsche Nation im Jahre 1945 zu beklagen hat- te.“In der Zwischenze­it nimmt sogar Mölzer das Wort „Befreiung“in den Mund.

Dass sich dierepubli­k bei der Einordnung der historisch­en Zäsur schwertut, weiß jeder ältere Österreich­er: Der 8. Mai markierte, so die Diktion, das Kriegsende. Von einem Tag der Befreiung von der Ns-diktatur, gar einem Tag der Freude war nie die Rede. Noch dazu begann dann, wie es in jedem Schulbuch hieß, die „Besatzungs­zeit“.

Die Eroberung des Heldenplat­zes durch die Wiener Symphonike­r begann 2012. Seit der Jahrtausen­dwende war das „Totengeden­ken“von lautstarke­n Protesten begleitet – meist mit ei- nem Großaufang­ebot der Polizei. An den Gegendemon­strationen 2012 nahmen auch der Wiener Kulturstad­trat Andreas Mailath-pokorny und Willi Mernyi , Chef des Mauthausen­Komitees, teil. „Daswar alles so würdelos“, erzählt Mernyi , „dass wir übereingek­ommen sind, denheldenp­latz am 8. Mai neu zu definieren.“Mit einem geschickte­n Schachzug vertrieb Verteidigu­ngsministe­r Gerald Klug die Burschensc­haften vor der Krypta: 2013 hielt das Bundesheer erstmals eine Mahnwa-

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Fest der Freude bei jedem Wetter:
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Festredner im Kanzleramt: Arik Brauer

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