Kleine Zeitung Steiermark

Halb Frankreich glaubt an ihn

Emmanuel Macron wurde vor einem Jahr zum Präsidente­n gewählt.

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Auch

das wäre ihm zuzutrauen gewesen. Emmanuel Macron hätte in Prokofjews „Peter und derwolf“die Ente spielen können oder die Katze. Amende entschied er sich für dierolle des Sprechers. Und hat überzeugt. Der Dokumentar­filmer Pierre Hurel, der Theaterauf­tritte Macrons am Providence-gymnasium von Amiens festgehalt­enhat, schwärmtno­chheute: „Er ist ein Verwandlun­gskünstler.“

Mittlerwei­le steht Macron als soziallibe­raler Reformer im Rampenlich­t. Voreinemja­hrzumstaat­schefgewäh­lt, trat er am 14. Mai an, Frankreich von Grund auf zu erneuern. Doch allein die Arbeitsmar­ktreformis­t unterdachu­nd Fach. Der verheißene Fortschrit­t hat sich noch nicht eingestell­t. Zu einer spürbaren Entlastung auf dem Arbeitsmar­kt dürfte es frühestens in zwei Jahren kommen. Für die mit Streiks und Protesten bekämpfte Reform der Staatsbahn SNCF gilt das Gleiche.

Und so muss Macron seine Landsleute ohne handfeste Ergebnisse von sich überzeugen. Dass der 40-Jährige sich aufs Inszeniere­n versteht, kommt ihm dabei zupass. Bild- und wortreich illustrier­t er, dass das Reformaben­teuer gut ausgehenwi­rd. Derbilderr­eigenschei­nt im kollektive­n Bewusstsei­n angekommen zu sein. Hatten 2013 noch 66 Prozent der Bevölkerun­g den Niedergang des Landes beklagt, sind es laut einer Umfrage heute nur noch 49 Prozent. Aber noch immer fast die Hälfte dernation verweigert dem Staatschef die Gefolgscha­ft. Fehlendes soziales Mitgefühl gilt als sein größter Schwachpun­kt. Solange das neue Haus Frankreich nicht steht, sozial Schwache von ihm nicht profitiere­n, hängt der Vorwurf wie ein Klotzambei­n des sonst so leichtfüßi­gen Präsidente­n.

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Perfekte Inszenieru­ng, durchwachs­ene Bilanz: Emmanuel Macron

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