Nestlé schmiedet globale Kaffee-allianz
Nestlé erreicht mit Kaffeeprodukten schon jetzt einen globalen Marktanteil von mehr als einem Viertel. Jetzt fließen sechs Milliarden Euro in die Handelsmarke Starbucks.
Knapp 9,5 Millionen Tonnen Kaffee sollen in diesem Jahr weltweit verbraucht werden – ein neuer Rekord. Zum Vergleich: Vor fünf Jahren waren es rund 8,5 Millionen Tonnen. Kurz: Der globale Kaffeemarkt ist einwachstumsmarkt. Der größte Akteur am Globus ist auch hier der riesige Nestlé-konzern, der bereits jetzt auf einen weltweiten Marktanteil von mehr als einem Viertel kommt. Dass die Schweizer, zu denen Marken wie Nespresso, Nescafé und Dolce Gusto gehören, noch immenses Potenzial – vor allem im Premiumsegment – in diesem Geschäftszweig sehen, verdeutlichte man schon im Herbst des Vorjahres: Damals wurde für rund 400 Millionen Euro die Mehrheit am Us-edelröster und Kaffee-fachhändler „Blue Bottle Coffee“übernommen. Kurz darauf folgte die Übernahme von „Chameleon ColdBrew“, ebenfalls in den USA.
Jetzt wird noch viel, viel tiefer in die Tasche gegriffen. Um 7,15 Milliarden Us-dollar (5,97 Milliarden Euro) erkauft sich Nestlé das Recht auf die weltweite Vermarktung der Konsum- und Gastronomieprodukte der USKaffeehauskette Starbucks. Was bedeutet das konkret? Nestlé kann damit Starbucks-produkte wie Kaffeebohnen oder gemahlenen Kaffee in allen Supermärkten und Gastro-betrieben weltweit vertreiben. Ausgenommen sind Fertiggetränke, die ebenso nicht Teil der Milliarden-übernahme sind wie die weltweit gut 28.000 StarbucksKaffeehäuser. Es geht um das Handelsgeschäft, das zuletzt aber auch für weltweite Erlöse von zwei Milliarden Dollar sorgte. „Das ist ein bedeutender Schritt für unser Kaffeegeschäft. Es ist die größte der schnellwachsenden Produktkategorien von Nestlé“, so Nestlé-chef Mark Schneider. Bereits vor wenigen Wochen kündigte er an, dass die Geschäftszweige Babynahrung, Tiernahrung, Wasser und eben Kaffee ausgebautwerden sollen – auch mit Zukäufen.
Mit dem Starbucks-coup geht auch ein starkerwachstumsimpuls für den Us-markt einher. Insgesamt sieht Nestlé auch große Marktchancen in Asien und Afrika. Beide Unternehmen wollen im Rahmen dieser globalen Kaffee-allianz auch bei der Entwicklung und Markteinführung neuer Produkte zusammenarbeiten. Bereits heute setzt Nestlé – bei einem Gesamtjahresumsatz von mehr als 75 Milliarden Euro – mit seinen Kaffeeprodukten rund 14,2 Milliarden Euro um.
Von Analysten wird der Riesenzukauf auch als Antwort von Nestlé auf die Jab-holding der Unternehmerfamilie Reimann gewertet. Die hatte in den vergangenen Jahren durch milliardenschwere Übernahmen ihr Us-geschäft sukzessive ausgebaut.