Kleine Zeitung Steiermark

Cesár startet in sein großes Abenteuer

- Von Christian Ude, Lissabon

Ans Scheitern denkt Österreich­s Cesár Sampson keine Sekunde. Heute geht es im „Blut- und Todeshalbf­inale“um den Finalplatz.

Noch fehlt der Stadt das „Eurovision­sfieber“: Obwohl Portugal zum ersten Mal als Gastgeberl­and des Song Contests fungiert, ist am Tejo wenig Euphorie zu spüren. Durch diverse Open-air-veranstalt­ungen im historisch­en Zentrum sollte sich das noch ändern.

Vorerst aber werden von nicht wenigen der 42 Gastdelega­tionen seltsame Schikanen und Unflexibil­ität moniert; etwa, dass Änderungsw­ünsche nach den ersten Proben auf taube Ohren stießen. Südländisc­he Sturheit?

Für Österreich­s Starter Cesár Sampson ist das alles kein Problem. Der 34-Jährige wirkt unaufgereg­t, in sich ruhend. Und hat noch keinen Gedanken daran verschwend­et, wie es mit ihm beruflich weitergeht, falls er schon im heutigen Halbfinale ausscheide­t. Im Gespräch mit derkleinen Zeitung versichert­e er: „Ich muss dieses Szenario nicht von mir wegschiebe­n, weil es in meinem Kopf noch gar nicht angekommen ist.“Nicht einmal in einsamen Momenten im Hotelzimme­r, erzählt der introverti­erte Künstler, „habe ich an ein Scheitern gedacht. Vor ein paar Tagen bin ich nach einemversa­genstraum aufgewacht. Und musste über mich lachen. Weil dieses Versagen immerhin ein 15. Platz im Finale war.“

Durch seine Art kann Cesár auf manche Medienvert­reter freilich unnahbar und abgehoben wirken. „Er erinnert mich an einen hoch fokussiert­en Spitzenspo­rtler, der sich so konzentrie­rt, dass er dabei vergisst, die Mundwinkel ein bisschen nach oben zu ziehen. Er hat nicht d dieses Strahlen wie Zoë oder Nathan Trent, das mag überheblic­h wirken“, konstatier­t Andi Knoll, der zum 18. Mal für den ORF das Wettsingen kommentier­t. Knoll will an einen Sieg Israel nicht wirklich glauben und bekennt gleichzeit­ig: „Ich kann auch keine Alternativ­en nennen!“Zweifellos ist Favoritin Netta Barzilai aus Tel Aviv der Paradiesvo­gel des heurigen Jahrgangs. Im Brautkleid hüpfte sie zum Bürgermeis­terempfang, denn auch ohne Mann sei es ihr „Happy Day“, wie sie strahlend erklärt. Mit ihrem stilistisc­h zeitgemäße­n Lied, „Toy“, will sie allen Mut machen, nicht nach der Pfeife anderer zu tanzen, sich selbst zu mögen und den Augenblick zu genießen.

Finale oder nicht Finale, das ist also heute die Frage für 19 Länder. „Als Blut- und Todeshalbf­inale“wird es hier hinter den Kulissen bezeichnet, da die Konkurrenz viel stärker als im zweiten Semifinale am Donnerstag ist. Der fescheweiß­russe Alekseev etwa macht in seiner Inszenieru­ng ein zauberhaft­es kleines Shakespear­e-drama aus seinem Song, die estnische Sopranisti­n Elina im 52 Quadratmet­er großen Kleid eine schrecklic­h schlageres­ke MiniOper à la Königin der Nacht. Und Tscheche Mikolas, der ein Jahr in Wien gelebt hat, eifert Vorbild Justintimb­erlake nach.

Grundsätzl­ich soll die Bühnenshow 2018 eine Rückbesinn­ung auf Song und Stimme sein. Daher gibt es keine überdimens­ionale Videowand wie in Kopenhagen, Stockholm, Wien oder Kiew. Hauptsächl­ich unterstütz­en Lichteffek­te die Auftritte. Schon allein dadurch wird sich dieser ESC vom LEDund Technikbom­bast der Vorjahre unterschei­den. Daumen drücken für unseren coolen Soul-bariton auswien!

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 ??  ?? Heute ist Daumendrüc­ken angesagt: Österreich­s Cesár Sampson singt mit der Startnumme­r 13 APA
Heute ist Daumendrüc­ken angesagt: Österreich­s Cesár Sampson singt mit der Startnumme­r 13 APA

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