Eine Zäsur in Nahost
Us-präsident Donald Trumphat seinenauftritt gehabt. Jetzt geht die Kriegsangst um. Die gefährliche Eskalation zwischen Israel und dem Iran ist ein erster Vorgeschmack darauf.
In den europäischen Hauptstädten rätseln die Diplomaten, wie sich dasatomabkommen mit dem Iran retten lässt. Russlands Präsident Wladimir Putin mahnt alle Seiten und sonnt sich in seinerwachsenden Bedeutung als Schlüsselfigur des nahöstlichen Chaos. China lässt es mit ein paar Ermunterungen an Teheran bewenden, in seinem wirtschaftlichen Kosmos liegt der Iran sowieso nur am Rand. Sicher aber ist: Der Nahe und der Mittlere Osten werden durch Trumps Paukenschlag nicht friedlicher und stabiler. Im Gegenteil: Zu den vertrackten und blutigen Tumulten kommen neue unabsehbare Gefahren hinzu, die der unruhigstenregion derwelt denrest geben könnten. Das seit Jahrzehnten einzige Stück diplomatischer Konfliktregelung im Orient zerriss der Us-präsident mit eiserner Miene. Jetzt kehren alle Akteure wieder zu ihrem üblichen Arsenal zurück – noch mehr Waffen, Zerstörung, Drohungen und Militär.
In seinem Streben nach regionaler Dominanz jedoch wäre die Islamische Republik nie so weit gekommen, hätte es nicht schon einmal eine katastrophale Fehl- entscheidung im Weißen Haus gegeben – den Einmarsch in den Irak und den Sturz von Saddam Hussein 2003 durch Ex-präsident Georgew. Bush. Das öffnete Tür und Tor für die Strategen in Teheran. Seitdem geht in Mesopotamien nichts mehr ohne sie. Sie legten den Grundstein für die mächtige schiitische Einflusszone quer durch die Kernregion der arabischen Welt, die heute von Teheran bis nach Beirut reicht. Der brachiale Versuch von Nachnachfolger Donald Trump, die von den USA herbeigebombte Hegemonie des Irans durch neue Gewaltandrohung und Sanktionen wieder einzudämmen, könnte sich als ein noch viel größeres Desaster entpuppen.
Denn Irans Obersterrevolutionsführer könnte recht behalten. Die drei europäischen Unterzeichnerstaaten werden die geforderten definitiven Garantien für weitere Wirtschaftsbe- ziehungen nicht beibringen können. Ihre Firmen sind von Us-sanktionen bedroht, das Iran-geschäft ist im Vergleich zum Amerika-geschäft klein und mühsam. Zudem stehen Paris, London und Berlin beim Konflikt zwischen dem Iran und Israel immer an der Seite Tel Avivs. Je krasser die Iraner den Konflikt mit den Israelis suchen, desto mehr werden die Europäer auf Distanz gehen. nsofern spricht vieles dafür, dass der Iran seine Drohung wahr macht und zurwaffenfähigen Anreicherung von Uran zurückkehrt. Dieser Schritt könnte ein atomareswettrüsten auslösen – mit bisher nicht gekannter Brisanz und Tragweite. Als Erstewerden sich die Saudis eine Atombombe verschaffen, womöglich aus Pakistan, dessen Nuklearprogramm sie vor Jahren heimlich finanzierten. Ägypten könnte folgen. Für den Atomwaffensperrvertrag dagegen wäre diese Rüstungsjagd de facto das Ende genauso wie für das System der nuklearen Rüstungskontrolle. Dann hätte Trumps Paukenschlag, der eigentlich den Iran treffen sollte, in Wirklichkeit den gesamten Globus getroffen.
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