Getüftelt, gehofft und dann geerntet
Pionierarbeit: Silvia und Claus Egger säen in derweststeiermark die Trendbeilage Quinoa an.
Eigentlich sind Silvia und Claus Egger aus Hitzendorf keine Landwirte. Trotzdem haben sie sich in den Kopf gesetzt, im weststeirischen Mooskirchen Quinoa anzubauen und selbst zu vermarkten. Gestern säten die beiden ihre zweite Ladung an – die erste aus dem Vorjahr, die die einzige steirische Quinoa war, dürfte in zwei Monaten ausverkauft sein. „Ich bin schon sehr aufgeregt“, sagt Silvia Egger. Dennwas die beiden als Experiment gestartet haben, wollen sie nun erfolgreich fortführen.
„Quinoa hat im österreichischen Anbau derzeit eine geringere Bedeutung“, erklärt Michael Papadi von der RWA Raiffeisen Ware Austria AG in Lannach. Er vertreibt mit den Lagerhäusern Verträge mit Landwirten, die Quinoa anbauen und die Ernte für dieweiter-
Das steckt in der Trendbeilage Quinoa
In Südamerika ist Quinoa seit 6000 Jahren ein Grundnahrungsmittel. In Europa und den USA ist Quinoa erst seit ein paar Jahren im Trend.
Im Gegensatz zu Weizen hat Quinoa einen höheren Anteil an ungesättigten Fettsäuren und enthält mehr Nährstoffe wie
verarbeitung abliefern. „Im Vorjahr haben wir Quinoa in der Südsteiermark angebaut, aber wegen der extremen Hitze während der Blüte kam es großteils zu keiner Befruchtung.“Die Ernte blieb aus. „Quinoa braucht gemäßigtere Temperaturen und gut wasserversorgte Böden“, sagt Papadi.
Bei Familie Egger hat es hingegen funktioniert. „Wir haben viel recherchiert und getüftelt“, erzählt Silvia Egger, „aber wir wussten bis zur Ernte nicht, ob Magnesium oder Eisen. Dabei ist Quinoa kein Getreide, sondern eine der eiweißreichsten Gemüsepflanzen. Quinoa enthält zudem weniger Zucker und Fett alsweizenmehlprodukte. Hauptanbaugebiete sind die Anden in Südamerika. www.egger-quinoa.at
es klappen würde.“Die Samen kauften die Weststeirer in Niederösterreich ein. Jetzt wurde, wie im Vorjahr, im Mai angesät. Den richtigen Saatzeitpunkt zu finden, sei aufgrund des oft nassenwetters schwierig. „Zu früh ansäen wollten wir nicht, denn die Quinoa braucht nur kurz, bis sie fertig gewachsen ist.“Vor einem Jahr waren die Pflänzchen bereits nach zweiwochen zehn Zentimeter hoch. Ende Juli maß die Quinoapflanze schließlich 1,40 Meter auf dem Feld. „Dann ist sie so dicht ge- wachsen, dass wir nicht mehr zum Unkraut gekommen sind. Ich habe nicht mehr gedacht, dass das wird“, schildert Egger.
Doch es hat geklappt. Im August wurden zwei Tonnen geerntet, nach der komplizierten Reinigung – „nach viel Recherche haben wir das in vier Etappen in Oberösterreich gemacht“– blieben 800 Kilogrammüber. „Die verkaufen wir in zwölf Läden, etwa ,Das Gramm‘ in Graz, und selber“, erklärt Egger. Der Markt sei da, „wir haben sogar Bestellungen vom Bodensee“.
Die Erfahrungswerte, die bislang für Quinoa-anbau in der Steiermark fehlen, müssen sich Claus und Silvia Egger selber schaffen. „Wir müssen die Abläufe erst optimieren“, sagt Silvia Egger, „es ist ein Projekt, das Zeit braucht.“Und das für viele schlaflose Nächte gesorgt hat. „Heuer muss ich gelassener werden“, schmunzelt sie.