Verdammt dazu, nicht sterben zu können
David Bowies Musical „Lazarus“wurde erstmals in Österreich aufgeführt.
David
Bowie und ein Musical? Die
Ikone des Glam Rock im kuschelweichen Federbett der Unterhaltungsindustrie? Bowie-fans seien beruhigt: „Lazarus“ist kein Musical, vielmehr eine Zusammenstellung von 17 Bowie-songs aus allen Epochen des 2016 verstorbenen Künstlers, gebettet in eine Story, mit der Bowie und der irische Dramatiker Enda Walsh den Film „The Man Who Fell to Earth“von Nicolas Roeg fortschrieben.
Der Alien Thomas Jerome Newton, der Wasser holen sollte für seinen vertrocknenden Planeten, blieb desillusioniert auf der Erde zurück, dazu verdammt, nicht sterben zu können. Erschöpft liegt er auf der Vorbühne des Volkstheaters, umringt von grellen, kichernden Groupies, und tastet nach einem Mikrophon.
„Look up here, I’m in heaven“, singt Günter Franzmeier und legt sich dabei würgend das Mikrokabel um den Hals. Wodurch Newtons Tragik sofort spürbar wird: ein einsa- mer Außenseiter, der an den Gin-flaschen stärker interessiert ist als an den Menschen in seiner Umgebung.
Mit großartiger Doppelbödigkeit zerstreut Franzmeier alle Bedenken, ein Sprechtheater könne kein Musikstück spielen. Ohne Bowie je imitieren zuwollen, singt er mit rauchiger Eindringlichkeit dessen letztes Lied vomtod, begleitet von einer Rockband unter Bernhard Neumaier. Kompliment auch an alle Damen des Hauses, deren professionelle Soli und Backing Vocals viel beitrugen zur stimmigen Atmosphäre.
Regisseur Milosˇ Lolic´ machte das Beste aus der krausen Geschichte, die auf einer von wilden Tieren flankierten Drehbühne spielt, die Wolfgang Menardi mit vielfarbig schillernden, übereinandergeschichteten Vitrinen ausstattete. Ein schriller, bejubelter Erfolg für das Volkstheater.
Reinhard Kager Lazarus. Termine bis 15. Juni, Volkstheater Wien. Karten: Tel. (01) 52 111 400. volkstheater.at