Kleine Zeitung Steiermark

Undwerten

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Saint-saëns hat ja Dalilas Liebesarie „Mon coeur s’ouvre à ta voix“als Kern der Oper zuerst geschriebe­n und von dort zum Anfang und zum Ende hin weiterkomp­oniert. Darum will ich diekonflik­te des Paares, dessen Liebe durch den Druck seiner verfeindet­en Völker unmöglich gemacht wird, im Mittelakt ganz deutlich zeigen und damit Akt 1 und Akt 3 legitimier­en.

Hier die unterdrück­ten Hebräer, da die unterdrück­enden Philister: Religionen waren und sind ständige Frontstell­ungen. Dachten Sie daran, daswerk so zu deuten?

Ja, denn ich kenne keine andere Oper, die sich so leicht auf den Israel-palästina-konflikt übertragen ließe. Letztlich wollte ich aber keine bestimmte Zeit und Situation darstellen und auch nicht werten. Ich möchte lieber grundsätzl­ich zeigen, was passiert, wenn Menschen fanatisch sind, wennreligi­onen einander ausschließ­en und Einzelne oder Gruppen Macht ausüben. In „Samson et Dalila“ist das Thema Macht zentral, eines jener Phänomene, die große Kunst immer wieder behandelt. Eigentlich sind Religionen wertvolle Erfindunge­n, um das menschlich­e Zusammenle­ben zu ermögliche­n. Aber sobald Menschen sich im Namen ihres Glaubens, ihres Gottes ent- „Samson et Dalila“von Camille Saint-saëns. Mit El¯ına Garancˇa, Roberto Alagna u. a. Dirigent: Marco Armiliato. Premiere morgen, 19 Uhr, Staatsoper Wien. Karten: Tel. (01) 513 1 513. wiener-staatsoper.at

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