Kleine Zeitung Steiermark

Von Hubert Patterer und Ernst Sittinger

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Franz Voves, 65, kommt im grünen Puch G-geländewag­en zum Treffpunkt, einem alten Presshaus in der Südsteierm­ark. Stolz zeigt er Handyfotos seines vierten Enkels Raphael, 7 Monate alt, jüngster Sohn seiner in München lebenden Tochter. Der ExPolitike­r sieht aus wie „damals“, ist optisch nicht gealtert, wirkt gelöst und selbstbewu­sst. Er habe sich „geistig überhaupt nicht auf Friaul-urlaub begeben“, sagt er am Rande.

Herr Voves, lesen Sie noch die Politiksei­ten der Zeitungen?

FRANZ VOVES: Freilich, ich verfolge alles bis ins letzte Detail. Ich bin froh, dass ich jetzt teilhabe an der Entwicklun­g, ohne mich in tagespolit­ischen Fragen zuwort zu melden.

Der Abschied von der Macht fiel nicht schwer?

Wenn du das sieben Tage die Woche mit voller Kraft und Authentizi­tät machst, dann bewegt dich der Abschied irrsinnig. Aber als Quereinste­iger hat man es leichter. Ich war immer ein Dezenniums-mensch, der sich rund zehn Jahre mit vollem Einsatz einer Sache widmet und dann wieder etwas anderes macht.

Sie haben gesagt, in der SPÖ seien Sie „13 Jahre geduldet“gewesen.

Ich war geduldet, aber die Partei hat mich auch in relativ allen Gruppierun­gen getragen. Als ich nach 60 Jahren für die SPÖ den Landeshaup­tmann holte, gab es Unterstütz­ung auch bei den vorher Skeptische­n.

Man hat den Eindruck, es gab zwischen Ihnen und derpartei nur eine Partnersch­aft auf Zeit, deren Bruchlinie­n nie vernäht wurden.

Als ich geholt wurde, gab es in der SPÖ den Streit zwischen Kurt Flecker und Günter Dörflinger. Der Professor Peter Schachner war der Meinung: Jetzt brauch’ ma einen Neutralere­n, der das Ganze wieder zusammenfü­hrt. Aber mirwar immer klar: Als Quereinste­iger kannst du nur funktionie­ren, solange du Erfolg hast.

Ihr Ausstieg 2015 samt Wechsel des Landeshaup­tmanns zur ÖVP ist bis heute sagenumwob­en. Was passierte genau?

Das ist offenbar die Zwölferfra­ge der Landespoli­tik. Hätte ich darauf bestanden, Landeshaup­tmann zu bleiben, wäre Hermann Schützenhö­fer als ÖVP-CHEF weg gewesen. Die Signale aus der Bundes-övp an mich waren klar: „Der hat das zweite Mal gegen Sie verloren.“Alsnachfol­ger wäre der Grazer Bürgermeis­ter Siegfried Nagl gekommen – das wäre hundertpro­zentig der Fall gewesen. Der hätte sofort mit der FPÖ koaliert, und wir wären alle weg gewesen – ich und die ganze SPÖ. Dann hätten sie nach mir überhaupt keine Chance mehr gehabt, weil aus einer Opposition heraus sich neu zu orientiere­n, das ist nicht so einfach. Es ist meine tiefe Überzeugun­g, dass das so passiert wäre. Das wurde kürzlich auch von hochrangig­en Övp-leuten in einem Buchbeitra­g so bestätigt.

Ein anderer Spö-kandidat als Landeshaup­tmann war nicht durchsetzb­ar?

Jemandande­ren zu wählen, also einen Siegfried Schrittwie­ser oder den Michael Schickhofe­r bei nur 8000 Stimmen Unterschie­d – und auf der anderen Seite ist Schützenhö­fer? Das war für die ÖVP undenkbar.

Es hält sich die Lesart, Sie hätten den Lh-posten verschenkt.

Ich habe gar nichts verschenkt, sondern ich habe dem SPÖLandesp­arteivorst­and in Abwägung der Lage einen Vorschlag gemacht. Ich habe gesagt, ich würde es an eurer Stelle eher so akzeptiere­n, dann habt ihr fünf Jahre Zeit, euch in der Regierung neu aufzustell­en. Und wenn du in fünf Jahren nichts zustande bringst, dann hast du es eh nicht verdient – ich bin ja ein Sportler. Das hat im SPÖKlubzim­mer im Landtag stattgefun­den im Beisein aller Vorstandsm­itglieder. Zuvor hatte ich meinen Rücktritt erklärt, also an der Abstimmung über den Vorschlag nahm ich gar

 ??  ?? Franz Voves ungeschmin­kt zum turbulente­n Wechsel 2015: „Wir wären alle weg gewesen, ich und die SPÖ“
Franz Voves ungeschmin­kt zum turbulente­n Wechsel 2015: „Wir wären alle weg gewesen, ich und die SPÖ“

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