Kleine Zeitung Steiermark

„FPÖ? Ichwäre vorsichtig mit demhofiere­n“

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Zum Beispiel die Spitalsref­orm und die Budgetsani­erung?

Ja, das sind solche Themen.

Warum lief das Budget in Ihrer Amtszeit aus dem Ruder?

Ich glaube, es war der Weg Richtung Nulldefizi­t schon eingeschla­gen. Aber es geht darum, wie weit man bereit ist, wirklich Maßnahmen zu setzen, die halt auch auf Widerstand treffen. Bei solchen Reformen geht es um Mut. Die Steiermark nähert sich ja einer Schuldensi­tuation, die kann man so nicht fortschrei­ben. Das verlangt eben unangenehm­e Maßnahmen. Und ich hoffe, dass man den Mut hat, diese Maßnahmen zu setzen.

Trauen Sie der heutigen Landesregi­erung das zu?

Ich sehe einzelne Leute, die durchaus Vorhaben umsetzen werden. Dem Gesundheit­slandesrat Christophe­r Drexler traue ich zu, dass er sich von demweg nicht abbringen lässt. Er ist ja dafür zuständig.

Warum hat die SPÖ die Nationalra­tswahl verloren?

Das ist eine schon länger erkennbare Entwicklun­g in der Sozialdemo­kratie. Aufgrund der veränderte­n Gesellscha­ft müsste man schon längst komplett neuewege gehen – in Programmat­ik, Strukturen und Personal. Diesewohlf­ühlpartei, wo sich der Apparat wohlfühlt, ist ja etwas Schönes. Ich kritisiere das nicht. Aber damit gewinnst du die Bevölkerun­g mit ihren heutigen Problemen überhaupt nicht mehr. SPÖ und ÖVP haben historisch­e Verdienste, aber die Frage ist: Schaffen sie aus eigener Kraft den Turnaround? Ich hab Angst, dass sie es nicht schaffen. Er hat sich mit viel Macht ausstatten lassen. Das war Grundlage für seinen Wahlsieg: Er gehtweg von den Strukturen, er öffnet sich für neue Gruppen.

Also technisch macht er es gut, der Kurz?

Ja, technisch macht er es zurzeit wirklich gut. Aber die großen Brocken kommen erst. Man wird bei der Sozialvers­icherung sehen, zuwelcher Polarisier­ung das führt. Ich schließe große Protestakt­ionen der Gewerkscha­ften nicht aus.

Was müsste machen?

Wir müssen stärker schauen, wo heute diejenigen sind, die die Hilfe der Sozialdemo­kratie brauchen. Das hat mit dem Voest-arbeiter, der 3500 Euro brutto verdient, überhaupt nichts mehr zu tun. Die heutigen sozial Schwachen sind die Hilfsarbei­ter, aber inzwischen auch die Mittelschi­cht und studierte junge Menschen. Die Gruppe der alleinerzi­ehenden Mütter, der Studierend­en, die fertig sind und vier Jobs brauchen, um 1800 Euro brutto im Monat zu verdienen. Oder die Ein-personen-unternehme­r, die Nebenerwer­bsbauern – das wäre doch etwas für die SPÖ. Diese Veränderun­g hat die Partei nicht überrissen.

Die SPÖ hat eine Annäherung an die FPÖ versucht. Befürworte­n Sie das?

Nein, ich bin der Meinung: keine Koalition mit der FPÖ. Da bin ich noch immer auf der Linie von Franz Vranitzky.

Warum so rigoros?

Solange 8o Prozent imvorstand der Bundes-fpö Burschensc­hafter sind, sage ich: Wehret den Anfängen. Wenn man die letzten zwölf Jahre Revue passieren lässt, sieht man, was für

Eine Langversio­n des Interviews finden Sie im Internet: www.kleinezeit­ung.at

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Sebastian Kurz hat den Apparat in der ÖVP gebändigt.

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