Bürgermeister im Monarchisten-orden
könnte es so manchem Grazer Bürger, dem der Magistrat einen Bescheid mit der Änderung seines Familiennamens auf Basis des Adelsaufhebungsgesetzes von 1919 zustellen ließ, die Zornesröte ins Gesicht treiben. Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl ist einer der Ehrenritter desmonarchistenklubs „St.-georgs-orden des Hauses Habsburg-lothringen“und tummelt sich auf dessen Homepage mit vielen meist Ex-politikern inmitten ExAdeliger, die sich dort trotz „Adelsverbots“in der Republik als „Seine kaiserlich-königliche Hoheit“, wie Großmeister Karl
sowie Graf oder Baron titulieren lassen.
Der politische Chef des Magistratsgraz ist also Ehrenritter im Adelsklub. Und just seine Stadtverwaltung hat in den letztenmonaten mehr als ein halbes Dutzend Namensänderungen gegen Bürger mit einem „von“, „zu“oder „De“vor dem Familiennamen verfügt. Wird eine Heirats-, eine Geburtsurkunde oder ein neuer Pass ausgestellt und dem Bearbeiter kommtso einnameunter, muss er – so ein Erlass des Innenministeriums – die „Namensänderungen betreiben“, erklärte der Leiter des Grazer Rechtsreferats Eugen Pachler unlängst der Kleinen Zeitung. Die belangten Bürger bekämpfen dies dann mit hohen Kosten teils bis zum Verfassungsgerichtshof – meist aber ohne Erfolg, weil ihnen der Nachweis nicht gelingt, dass sie eben keinem Adelsgeschlecht entsprungen sind.
sieht keine schiefe Optik. Der St.-georgs-orden habe ihn als Person, nicht als Stadtchef für seine Verdienste um den europäischen Gedanken und christliche Werte ausgezeichnet. Die Ehrenritterschaft sei keine Mitgliedschaft beim Orden. „Ich habe sie also gerne angenommen“, lässt er ausrichten. Bernd Hecke