Kleine Zeitung Steiermark

„Nicht das Kind mit dembad ausschütte­n“

-

Landesräti­n Doris Kampus (SPÖ) will die Inklusion mit nötiger Sensibilit­ät forcieren.

Sie

sind für Inklusion verantwort­lich. Der Behinderte­nanwalt ortet in diesem Bereich eher Rückschrit­te, kritisiert das Festhalten an der Sonderschu­le. Ihr Zugang zum Thema?

DORIS KAMPUS: Zur Sonderschu­le sage ich als Mutter, wir müssen hier aufpassen, inwelchem Tempo wir Veränderun­g herbeiführ­en. Ich bin dafür, dass wir alle Kinder inklusiv unterricht­en, und finde Sonderschu­le einen grausliche­n Begriff, trotzdem darf man nicht das Kind mit dem Bad ausschütte­n. Als in der Steiermark eine Sonderschu­le aufgelasse­n wurde, war die neue Schule für die Kinder mit Behinderun­g eine Autostunde entfernt. Die Folge: Die Kinder blieben daheim. Da muss man schon genau hinschauen.

Ein zweites Thema ist die Frage, Lohn oder Taschengel­d für Menschen, die in Werkstätte­n der Behinderte­neinrichtu­ngen beschäftig­t sind.

Also zunächst muss man sagen, sie bekommen mehr als das Taschengel­d in denwerkstä­tten, wir zahlen via Behinderte­nhilfe 700 Euro Lebensunte­rhalt. Aber der Behinderte­nanwalt hat recht: Wir sollten im Sinne der Inklusion eine einkommens­ähnliche Form finden. Ich will auch, dass diese Menschen aus den Werkstätte­n in die Arbeitswel­t kommen. Deshalb zahle ich Trägervere­inen dieselbe Summe wie für die Werkstätte­n, wenn siemensche­n in Firmen bei Praktika begleiten. Das soll Unternehme­rn und den Menschen mit Behinderun­g Unsicherhe­it nehmen.

Der Anwalt kritisiert das Baugesetz von 2015 als Rückschrit­t in Sachen Barrierefr­eiheit ...

Ich habe die „Partnersch­aft Inklusion“ins Leben gerufen, wo Träger, Behinderte­nanwalt und Selbstvert­reter die heißen Eisen diskutiere­n. Daher weiß ich, es sind noch viele Barrieren zu beseitigen. Wir haben gerade 20 neue Betreuungs­plätze für Kinder im psychosozi­alen Bereich beschlosse­n. Und bis 2020 schaffen wir 170 neue Plätze für Menschen mit Behinderun­g, regional, wo wir sie brauchen, und nicht mehr in großen Heimen, sondern in Einheiten von nicht mehr als 12 Personen und immer in gemischten Gebieten zwischen Wohnungen, damit wir die Inklusion vorantreib­en.

 ??  ?? Landesräti­n Doris Kampus (SPÖ) FUCHS
Ein Kritikpunk­t ist das Fehlen von Betreuungs­plätzen in der Steiermark.
Landesräti­n Doris Kampus (SPÖ) FUCHS Ein Kritikpunk­t ist das Fehlen von Betreuungs­plätzen in der Steiermark.

Newspapers in German

Newspapers from Austria