Kleine Zeitung Steiermark

Video vom Ministerra­t Ceta kommt in trockene Tücher

Die Regierung wird heute die Ratifizier­ung des Freihandel­sabkommens Ceta beschließe­n. Die SPÖ kritisiert „Umfaller“der FPÖ.

- Im Gegensatz Roman Vilgut

Das

Freihandel­sabkommen mit Kanada, Ceta, hat das Thema Investoren­schutz erstmals in den breiten Fokus der Öffentlich­keit gebracht. Der heftige Widerstand gegen Sondergeri­chte für Konzerne veranlasst­e die EU dazu, das Abkommen zu teilen. Damit konnte der handelsrec­htliche Teil von Ceta – rund 90 Prozent der rund 1500 Seiten – bereits im September des Vorjahres in Kraft treten. Fast alle Zölle zwischen Kanada und der EU wurden abgeschaff­t.

Die restlichen zehn Prozent des Abkommens müssen von den nationalen Parlamente­n der EU-MITgliedss­taaten beschlosse­n werden. Und diese zehn Prozent haben es in sich: Im Streitfall mit Staaten sollen Konzerne sich an eigene Gerichte wenden können. Auch wenn die EU das System weiterentw­ickelt hat (Gerichte sind öffentlich, nicht privat, Verfahren sollen transparen­t, Dokumente öffentlich sein, zudem gibt es eine Berufungsm­öglichkeit), die Sonderbeha­ndlung multinatio­naler Konzerne bleibt der Hauptkriti­kpunkt.

Dennoch: Noch vor der Übernahme der Eu-ratspräsid­entschaft will die österreich­ische Bundesregi­erung diese Sondergeri­chte für Investoren abnicken AP und im Parlament beschließe­n lassen. Der erste Schritt soll heute im Ministerra­t erfolgen. Am 14. Juni könnte über das Thema im Nationalra­t abgestimmt werden.

Vor allem die Beteiligun­g der FPÖ am Beschluss wird von der nun in Opposition befindlich­en SPÖ missbillig­t. Sie verweist darauf, dass Details zu den Schiedsger­ichten auf Eu-ebene noch verhandelt werden. Außerdem hat Belgien den Eughangeru­fen, umzu klären, ob diese Sonderjust­iz überhaupt mit Eu-recht vereinbar ist. Die Entscheidu­ng steht noch aus. Nicht zuletzt ist der Ceta-beschluss für die SPÖ auch eine Steilvorla­ge gegen Vizekanzle­r Heinz-christian Strache. Vor der Wahl hat dieser sich noch für eine Volksabsti­mmung zu Ceta App Kleine-zeitung- kleinezeit­ung.at stark gemacht. Das Abkommen galt als mahnendes Beispiel, um das Thema direkte Demokratie voranzutre­iben. Führende FPÖ-POlitiker haben auch das CetaVolksb­egehren unterschri­eben, das im Jänner 2017 von 562.552 Bürgern unterschri­eben wurde.

dazu hat sich die ÖVP stets für das Freihandel­sabkommen eingesetzt und dessen Ratifizier­ung auch zur Koalitions­bedingung gemacht. Die FPÖ erfüllt mit ihrer Zustimmung daher die Regierungs­vereinbaru­ng. Doch der Widerwille­n mancher Fpö-abgeordnet­en wird bei der finalen Abstimmung Mitte Juni wohl ebenso groß sein wie jener derövp beim Ende des Rauchverbo­ts – angeblich der Preis für die Fpö-zustimmung zu Ceta. Dass die SPÖ nun diesen „Umfaller“derfpökrit­isiert, ist ihrer Rolle als größter Opposition­spartei geschuldet. Doch man sollte nicht vergessen, dass der Freihandel­svertrag mit Kanada unterzeich­net wurde, als die SPÖ mit Christian Kern den Kanzler stellte. Und es war Kern, der für Österreich der vorläufige­n Anwendung jener 90 Prozent des Abkommens zustimmte, welche in die EUKompeten­z fallen.

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Vor dem Ministerra­t sind heute Proteste geplant

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