Opferfamilie zieht weg
aber nur Leute, die arbeiten oder studieren – und die haben für so etwas keine Zeit.“Warum fällt vielen anderen die Integration so schwer? „Bei manchen sitzt die Erinnerung an die zwei Kriege in der Heimat tief und sorgt vielleicht auch für Aggressionen.“Auch er habe viel erlebt, in seinem Herkunftsland. „Aber ich versuche, das hinter mir zu lassen“, erzählt er.
Rund 30.000 Tschetschenen leben aktuell in Österreich, der Großteil von ihnen ist vor ebendiesen Kriegen geflüchtet. Seit 2003 sinkt die Zahl der positiven Asylanträge. Die Community ist – ebenso wie die türkische – sehr gut vernetzt, hat aber einen eklatanten Nachteil: Sie ist es nur nach innen.
es still, wenn dervolksgruppe – wie in diesen Tagen – rauer Wind entgegenbläst. „Das liegt vor allem daran, dass die Community deutlich jünger ist als jene der Türken“, erklärt Maynat Kurbanova. „Sie hat sich erst Anfang der 2000er gebildet und muss sich noch organisieren.“Kurbanova kommt ebenfalls aus Tschetschenien, sie war dort Kriegsreporterin und musste fliehen. Als sie vor sieben Jahren von Deutschland nach Österreich kam, sei sie überrascht gewesen, „wie schlecht das Image der Tschetschenen hier ist“. Natürlich gebe es „einige jugendliche Kleinkriminelle“unter ihren Landsleuten, räumt sie ein. Sie habe mit vielen von ihnen gesprochen, „und jeder noch so Coole unter ihnen will eigentlich nur eines: in der Gesellschaft akzeptiert werden und eine Perspektive haben“. Und dafür, dass das ganze Volk aggressiv oder brutal sei, „gibt es schlicht keinerlei Belege“. Dass genau diese Behauptung mit dem Mord an der kleinen Hadish wieder im Raum steht, ärgert die Journalistin.
Was muss also passieren, damit das mit der Integration besser funktioniert? „Wenn ich dafür ein Rezept hätte, würde ich es verteilen“, sagt Kurbanova nachdenklich. Usman sieht die Sache pragmatisch: „Wir müssen uns einfach mehr bemühen. Also beide Seiten.“ Die Familie der vom16-jährigen Nachbarssohn getöteten kleinen Hadishat verlässt den Ditteshof, um nicht täglich an die schreckliche Tat erinnert zu werden. Schon gestern übergab ein Vertreter von Wiener Wohnen Schlüssel und Mietvertrag – die tschetschenische Großfamilie wird künftig in einem ganz anderen Bezirk leben.
Währenddessen wurde Robert K. in die Justizanstalt Josefstadt eingeliefert. Die Kriminalisten hatten ihre Ermittlungen noch am Dienstag abgeschlossen, der 16-Jährige blieb bei seinem Tatmotiv, in ihm habe sich „eine allgemeinewut“aufgebaut und erwollte „jemanden umbringen“. Auf einen Anwalt hat der Schüler bisher verzichtet.