Kleine Zeitung Steiermark

Etwas weniger Empörung würde guttun

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Gündogan undmesut Özil kommen aus Gelsenkirc­hen. Sie sind deutsche Fußballpro­fis mit türkischen­wurzeln. Jüngst verschenkt­en sie ihr Trikot an jenen Mann, der beim Verfassung­sreferendu­m als Sieger hervorging und der gerade wiederimwa­hlkampf ist: Recep Tayyip Erdogan.˘ Gündogan widmete ihm sein Trikot. Er nennt ihn seinen Präsidente­n.

Nun ist der Aufschrei wieder einmal groß. Aber das Verhalten der Nationalsp­ieler ist wie damals, als diemehrhei­t Erdog-˘ an die Stimme gab, eine Lektion für die

Volkspädag­ogen in den Abgeordnet­enbüros undredakti­onsstuben, die glauben, man könne Zuwanderer und deren Kinder im Schnelldur­chlauf von ihren „Werten“überzeugen. Denn dies ignoriert die Prägung durch das Elternhaus. Deshalb würde etwas weniger Empörung guttun – und ein klarer Blick darauf, dass solche Prozesse eben unvermeidl­ich sind in einem Staat, der sich neuerdings eine ganze Menge darauf einbildet, ein Einwanderu­ngsland zu sein. Denn Gündogan und Özil sind ja vor allem eines: Weltklasse­fußballer, die nebenbei auch einen deutschen Pass besitzen und sich aus opportunis­tischen Gründen für das deutsche und nicht für das türkische Nationalte­am entschiede­n haben. Gerade Özil lag damit goldrichti­g. Er wurde Weltmeiste­r. Das wäre ihm in der Türkei nicht passiert.

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